24 September 2021

Bohus Chnoupek: Kennwort „Weiße Frau“

„Bücher haben ihre Schicksale“, schreibt der Autor in den Schlußbemerkungen zu dem vorliegenden Band. In der Tat, dieses Buch hatte sein Schicksal. Es begann in den fünfziger Jahren, als der Journalist und spätere Außenminister der CSSR Chnoupek vor dem 10. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstands den Spuren folgte, die französische Patrioten mit ihrer Teilnahme am Aufstand hinterlassen hatten. Was für seine Kollegen, die über die bulgarischen, polnischen oder ungarischen Aufstandsteilnehmer schreiben sollten, kein Problem war, für Chnoupek war es wohl eins. Wo fand er den Faden, an dem er das ganze Knäuel aufrollen sollte? Er bekam ihn schließlich in einem Archiv in Bratislava zu fassen, und Schritt für Schritt enthüllten sich ihm Menschenschicksale, geprägt von der Zeit und verknüpft durch die Umstände, aber auch bestimmt durch die individuellen Erfahrungen und Kenntnisse, durch Ansichten und Haltungen, vor allem jedoch durch das tatkräftige Handeln in diesen für die Slowakei – und nicht nur für sie – so bestimmenden Herbstmonaten des Jahres 1944. Der Autor läßt diese Schicksale vor uns lebendig werden und bedient sich dabei sowohl journalistischer als auch belletristischer Mittel, die er kontrastierend einsetzt. Damit gewinnt er den Leser immer aufs neue, ihm auch auf zunächst verschlungen anmutenden Pfaden zu folgen. Es ist schon staunenswert, welche Fülle da vor uns ausgebreitet wird, wie Kleines zu Großem wächst, wie eins sich zum anderen fügt und ein Bild entsteht, das Zusammenhänge deutlich macht und gleichzeitig den Wert des Details hervorhebt. Sage keiner, über den Slowakischen Nationalaufstand sei vierzig Jahre danach kaum noch etwas Bewegendes zu veröffentlichen. Es ist wie mit manch anderem historischem Ereignis: Neue Blickwinkel, einfühlsame und eindringliche Suche, Sichtung und Verdichtung bringen Erstaunliches zutage. Das Thema „Französische Freiwillige in der Slowakei“ ist dank Bohus Chnoupek ein tief berührendes Zeugnis vom Leben, Kämpfen und Leiden, aber auch von kleinen und großen Freuden vieler Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die ein Ziel zusammengeführt hatte, dem sie mit vollem Einsatz dienten; nicht wenige bezahlten den höchsten Preis, sie gaben ihr Leben.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1984

 

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