Frantisek Nemec & Hans Frosch: Schwarzmeerküste. Im Ferienparadies zwischen Batumi und Primorsko

 Geschichtliches, Urgeschichtliches

Es ist etwas Herrliches um die Berge. Wandernde Wolkenschatten über lieblichen Almen, rauschende Wildwasser und die Stille der Paßhöhen, an den Hängen aufsteigende Wälder und schroffe, steinerne Flanken, gekrönt vom strahlenden Weiß der Felsenhäupter. Unvergeßliches Erlebnis - das Hochgebirge. Und dennoch ... Reisebüros wissen ein Lied davon zu singen: Der Gipfel des Wohlbefindens, das ist für die meisten ein Platz am Meer.

Steppenvölker haben Erdteile durchzogen, wilde Krieger stiegen von den Bergen. Am Meer, an einer freundlichen Kuste, ließen sie sich nieder. Gibt es unfreundliche Meere? - Auf jeden Fall mehr oder weniger freundliche. Im Norden verbieten die bescheidenen Sommertemperaturen des Weißen Meeres jeden Wunsch nach einem Wellenbad; das Kaspische Meer blickt für meinen Geschmack auch am hellsten Sonnentag düster drein, die Karibische See lockt mit durchsichtiger Klarheit und ätzt mit ihrem Salz die sonnenverbrannte Haut, und am Arabischen Golf wird man den Gedanken an unerwünschte Mitschwimmer unter dreieckiger Flosse nicht los.

Nein, das hat das Schwarze Meer nicht nötig, daß man es loben müßte auf Kosten anderer. Seine Sonne wärmt ohne zu sengen, seine Wasser sind salzig, aber nicht zu sehr: Tiere und Pflanzen vertragen sich brüderlich mit menschlichen Badegästen. Arkadien nannten die alten Griechen eine paradiesische Gegend. Arkadija heißt bei Odessa ein Strand an windgeschützter Bucht, umsäumt von grünen Hügeln. Ein Ort, die Glieder auszustrecken, behaglich auf durchwärmtem Sand, die Augen halb zu schließen vor dem unendlichen Blau des Himmels und der Wasserfläche, im Ohr das sanfte Geräusch des auslaufenden Wellengekräusels...

VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 2. Auflage 1977