10 September 2021

Hans Peter: Casanova will heiraten

 Für Alexander, einen nett anzuschauenden Oberkellner von knapp zwanzig Lenzen, erschöpfen sich Freuden des Daseins in wenig mehr als heiteren Flirts und charmanten Tändeleien. Im frühlingsfrischen März gehört sein Herz der Sekretärin Ita, im Wonnemonat Mai versucht er´s bei der resoluten Lore. Im Juni, zur Zeit der duftenden Rosen, wagt er es sogar, zwei bezaubernde Persönchen, die Eva und die Anke, zugleich zu lieben, und gerät dabei natürlich in arge, wenngleich selbstverschuldete Bedrängnis, aus der sich Alexander durch kleine, nicht einmal sehr geschickte Tricks zu retten sucht. In diesem und in jedem anderen Fall aber glaubt der unverbesserliche Charmeur in rechter Überheblichkeit, daß er die Hohe Schule der Liebe beherrsche. Und hat doch nicht einmal das ABC auf diesem Gebiet begriffen. Das beweist ihm schließlich und endgültig Brigitte – die mit dem goldblonden Pferdeschwanz und der lustigen Stupsnase und den Sommersprossen. Sie sagt ihm gerade ins Gesicht, daß er ein eitler Geck sei. Einer, der zu keiner aufrichtig ist und den deshalb keine ernst nimmt. Dessen kleine Tricks alle Mädchen durchschauen und vielleicht einmal für vierzehn sonnige Urlaubstage nachsichtig lächelnd dulden. Keines dieser Mädchen aber wird die charmant verbrämten Hochstapeleien ein Leben lang einfach hinnehmen. Trotz dieser harten Worte schenkt Alexander der goldblonden Brigitte sein ganzes Herz, für immer! Er versteht, das sie recht hat, und wird anders werden, denn er weiß, daß aller Charme und aller Liebreiz seines klugen Mädchens für immer ihm gehören werden, wenn aus dem bezaubernden Casanova ein ebenso bezaubernder junger Mann geworden ist, der das ABC der Liebe wirklich mit dem Herzen begriffen hat.

Das Neue Berlin 1. Auflage 1963
Einbandentwurf und Illustrationen: Ruth Melchert
Schutzumschlag: Ruth und Manfred Melchert

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