10 September 2021

Eberhard Rebling: Ballett – Sein Wesen und Werden

 „Ballett – wer denkt bei diesem Begriff nicht an die graziöse Haltung einer Ballerina in langem, weißem Tüllrock, ein Bein zur Arabesque weit nach hinten gestreckt, einen Arm im Gegengewicht elegant nach vorn und den anderen seitwärts erhoben? Wer denkt nicht an die entzückenden weißen Schwäne in dem klassischsten aller klassischen Ballette, Tschaikowskis „Schwanensee“? Wer denkt nicht an die legendarische, nunmehr bereits vor dreißig Jahren verstorbene Anna Pawlowa, die dieser im zaristischen Russland zu außerordentlicher Schönheit und Ausdruckskraft gesteigerten Kunstgattung Weltruhm verschaffte? Und wer denkt nicht vor allem an die sowjetischen Künstler, die dem Ballett neue Inhalte und Formen erschlossen haben, – allen voran die unvergleichliche Galina Ulanowa, deren Ausdrucksskala mit Hilfe ihrer vollendeten Technik von der zartesten Poesie der mädchenhaften Julia bis zur erschütternden Dramatik der verzweifelt in den Tod tanzenden Giselle reicht? Es ist mehr als nur die Schönheit der vielfältigsten Bewegungen, deren der menschliche Körper fähig ist, es ist der sichtbare Ausdruck der tiefsten seelischen Regungen, der innigsten Gefühle und der edelsten Gedanken, durch den das Ballett eine so starke, stets mehr zunehmende Anziehungskraft auf immer breitere Zuschauerkreise in aller Welt ausübt.“

Mit diesen Worten beginnt Professor Dr. Eberhard Rebling, der bekannte Musikwissenschaftler und Pianist, seit längerem auch Rektor der Berliner Musikhochschule, seine Darstellung über Wesen und Werden des Balletts. Es ist ihm gelungen, die Triebkräfte der Ballettentwicklung, das Ringen der bedeutendsten schöpferischen Persönlichkeiten dieser Kunstgattung um die Überwindung formalistischer Tendenzen zugunsten einer humanistischen Aussage klar herauszuarbeiten. Insofern ist die vorliegende Arbeit nicht nur als populäre Hinführung zu einer der schönsten Kunstgattungen zu werten, sondern auch als ein wichtiger Beitrag zur Diskussion um die Aufgaben des gegenwärtigen Ballettschaffens.

Musikbücherei für Jedermann, Band 22
VEB Breitkopf Härtel, Musikverlag, Leipzig

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