18 September 2021

Louis Paul Boon: Die Jesses-Mädchen

 Louis Paul Boon (1912 – 1979) stützte sich weitgehend auf Gerichtsprotokolle, Zeugenaussagen und Pressemeldungen, als er das vorliegende Buch schrieb, in dem authentische Ereignisse zu einem parabelhaften Roman über die „aufsehenerregenden Morde in der Stadt Babylon“ verarbeitet sind. Der belgische Autor rekonstruiert aber nicht nur einen außergewöhnlichen Kriminalfall, der vor einigen Jahren die amerikanische Öffentlichkeit schockierte; er blickt hinter die blendende und gleichermaßen erschreckende Fassade dieses Babylon und entdeckt eine Stadt extremer Widersprüche: verschwenderischer Luxus und ausgestellter Überfluss auf der Seite der wenigen, entwürdigende Armut und Hoffnungslosigkeit für die vielen. Während die einen in Elendshütten hausen und sich von Abfällen ernähren, wetteifern millionenreiche Filmproduzenten, Leinwandstars und Scharen von Schmarotzern um neue Effekte der Kunst, der Mode und der Perversität. In diesem überhitzten Milieu schreiender Gegensätze, der Glücksritter und der Erfolglosen, der „Traumfabrikanten“ und Rauschgiftmörder wuchern Ausschweifungen und Gewalt, wird das Verbrechen geradezu provoziert.

Einer von denen, die durch die Herausforderung irregeleitet wurden und sich für ein chancenloses Dasein rächen wollten, war Jesses Cramer. Er machte sich zum Anführer entwurzelter Jugendlicher, nannte sich „Satan-Jesus“, predigte die blutige Zerstörung der Welt und verhieß eine Zukunft, die von LSD – Liebe, Sex, Desaster – bestimmt werden sollte. Seine „Lehre“ zog vor allem junge Mädchen an, die sich als „Apokalyptische Reiter“ barbarischer Formen der Kriminalität bedienten, um das Establishment in Panik zu versetzen.

Verlag Volk und Welt, 1977

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