04 September 2021

Uwe Kieling, Uwe Hecker: Berliner Architekten und Baumeister bis 1800


 Geleitwort

Wenn man an die Berliner Baugeschichte denkt, fallen einem zuerst die Namen der bekannten Architekten ein, durch deren Werk Berlin in der Architekturgeschichte über die lokalen Grenzen hinaus berühmt geworden ist. Neben vielen namentlich nicht überlieferten Meistern der mittelalterlichen Kirchen- und Profanbauten haben Baumeister wie J. A. Nering, A. Schlüter, H. G. W. v. Knobelsdorff, C. P. Chr. v. Gontard, C. G. Langhans, K. F. Schinkel, F. A. Stüler, H. F. Waesemann, J. C. Raschdorff, A. Messel, L. Hoffmann, P. Behrens, B. und M. Taut mit ihren Bauten das historische Bild der Stadt geprägt und in Europa bekannt gemacht.

Die großen Namen und die berühmt gewordenen Bauten sind jedoch nur der Gipfel eines viel umfangreicheren Bauschaffens; es wurde von zahlreichen Architekten und Baumeistern bestritten, die ihre Werke gemeinsam mit den berühmt gewordenen Persönlichkeiten oder in Konkurrenz zu ihnen schufen. Ohne die Leistungen der vielen heute zumeist vergessenen Bauschaffenden war auch in der Vergangenheit das Werk der Meister nicht denkbar; andererseits strahlten die überragenden Leistungen auf die Arbeit der zahlreichen weniger begabten Architekten aus und halfen so mit, das allgemeine Niveau der Baukultur zu heben. All das wird sichtbar, wenn man Angaben zur lokalen Berliner Bautradition aus dem allgemeinen Zusammenhang mit der Baugeschichte der Region herausläßt. In dieser von Laienforschern erarbeiteten lexikalischen Übersicht über Leben und Werk der Berliner Baumeister vom 16. bis 18. Jahrhundert, in der sowohl die bekannten als auch weniger bekannte Namen enthalten sind, wird das getan.

Zwei Besonderheiten der Berliner Bautradition werden dabei vor allem sichtbar. Die außerordentliche Dichte der Information über Leben und Werk der zahlreichen in dieser Zeit tätigen Architekten und Baumeister läßt etwas von der Vielfalt und der Dynamik ahnen, die bereits in geschichtlicher Zeit im Berliner Bauen vorhanden waren. Die knappe Aufzählung der Lebensdaten der Berliner Baumeister und das Verzeichnis ihrer noch vorhandenen oder bereits verlorengegangenen Werke machen das auch für andere Großstädte charakteristische Nebeneinander von lokal Beachtenswertem und überregional Bedeutendem in der Architektur, das in nahezu allen Perioden der Berliner Baugeschichte zu bemerken ist, unübersehbar...

Peter Goralczyk Chefkonservator,
Leiter der Arbeitsstelle Berlin des Instituts für Denkmalpflege.


Vorbemerkung

Bei der Betrachtung des historischen Stadtgebiets von Berlin fällt die verhältnismäßig geringe Zahl der bis heute erhaltenen Bauten aus der Zeit bis zum 18. Jahrhundert auf. Ist die Gotik noch durch die wichtigsten Sakralbauten (außer der Petrikirche) vertreten - die Profanarchitektur dokumentiert sich nur in den geringfügigen Resten der Stadtmauer -, so ist das Ribbeck-Haus das einzige Zeugnis der Renaissance.

Eine der wichtigsten Ursachen für diesen Zustand ist neben dem natürlichen Verschleiß der Bauwerke der durch die politischen Ziele der Hohenzollerndynastie bestimmte und in mehreren Etappen vorgenommene Ausbau Berlins von der Festungs- zur Residenz- und Garnisonstadt. Dem barocken Neu- und Umbau Berlins fielen die meisten frühen städtischen Bauten der Gotik und der Renaissance zum Opfer.

Eine weitere gravierende Dezimierung trat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein: Bis auf relativ wenige Bürgerbauten sowie repräsentative höfische Bauten aus der Zeit des Barocks wurde die historische Bausubstanz ein Opfer der Flächenabrisse bei der Entwicklung kapitalistischer Produktionsverhältnisse; die sich gerade in dieser Zeit herausbildenden Ansätze zu einer systematischen wissenschaftlichen Denkmalpflege wurden bedenkenlos dem Profit geopfert.

Im zweiten Weltkrieg wurde im Zuge der Zerstörung Berlins bei der Niederwerfung des Faschismus der Rest der historischen Bebauung des 16. bis 18. Jahrhunderts weitgehend vernichtet.

Kaum ein Bauwerk der Berliner Innenstadt hat den Tag der Befreiung vom Faschismus unbeschädigt oder unzerstört erlebt. Wenn wir heute historische Bauwerke und ganze Ensembles in historischer Gestalt bewundern können, so ist das der sichtbare Ausdruck unseres marxistischen Kulturerbe-Verständnisses...

Herausgegeben von der "Interessengemeinschaft für Denkmalpflege, Kultur und Geschichte der Hauptstadt Berlin" im Kulturbund der DDR, Berlin 1983

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