Die Lyrikerin Eva Lippold hat ihre erregenden Erlebnisse zu einem Prosawerk verdichtet, das eine Lücke in unserer Gegenwartsliteratur ausfüllt. Hier könnte auch das Wort „Widerstandsliteratur“ stehen. Aber „Leben, wo gestorben wird“, ebenso wie ihr erstes Buch „Haus der schweren Tore“, ist heute geschrieben, ein Vierteljahrhundert nach der Zeit des Widerstandes. Aus damaliger und heutiger Sicht. Von einer Autorin, die elf Jahre hinter Hitlers Zuchthausmauern nicht vegetiert, sondern gewacht, gedacht, gehandelt, gelitten und gesiegt – also gelebt hat. Von einer Autorin aber auch, die dieses Vierteljahrhundert mitgestaltet hat. Was sie schreibt, ist damals und ist heute: Es ist Hella Lindau, die Heldin des Romans, damals und Eva Lippold heute. Und gerade das Einfließen heutiger Erkenntnisse, heutiger Sicht in damaliges Geschehen, der von Nachdenken in Handlung und von Handlung in Nachdenken immerwährend hinüber- und herübergleitende Stil packt den Leser von der ersten Seite und entläßt ihn nach der letzten mit dem Wunsch, mehr von Hella Lindau und Eva Lippold zu erfahren.
Dies ist nicht schlechthin das „Erinnerungsbuch“ einer schönen, lebenslustigen jungen Kommunistin, der die braune Barbarei die Jugend stahl, das ist es auch; es ist auch ein psychologisch feinnerviger Bericht über den ihr jahrelang aufgezwungenen Umgang mit Mörderinnen, Prostituierten, Diebinnen, mit Wärterinnen und Gefängnisbeamten, nazistischen und solchen, die es nicht gewesen sein wollen. Vor allem aber sind Eva Lippolds Bücher kluge Bücher, voll Lebensweisheit.
Buchverlag Der Morgen, 1976
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