03 Januar 2022

Hedda Zinner: Der Teufelskreis. Schauspiel in fünf Akten

Der Ausgangspunkt meines Stücks war der Reichstagsbrand, die großangelegte Provokation der Nazis und die überragende Persönlichkeit Georgi Dimitroffs, der die nazistischen Machenschaften Punkt um Punkt aufdeckte. Den Reichstagsbrand hatte ich selbst noch miterlebt...

1941, während der Evakuierung in Ufa, lernte ich Dimitroff persönlich kennen... Seine Menschlichkeit, seine Wärme und vor allem sein Humor machten ihn bei allen beliebt. Aber das hätte für ein Stück nicht ausgereicht. Erst der Hauptkomplex, die Handlung um den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Lühring, den Gegenspieler Dimitroffs in meinem Schauspiel, setzte mich in die Lage, es zu schreiben. Lühring, der noch bis zum Reichstagsbrand die verhängnisvolle Politik der rechten sozialdemokratischen Führung vertritt, erkennt, als es schon zu spät für ihn ist, die grauenvolle Konsequenz dieser sozialdemokratischen Haltung. - Hedda Zinner


Buchbeginn

Nacherleben, nachleben, leben

Ich war etwa zehn Jahre alt, als ich zur Premiere des "Teufelskreis" mitgehen durfte. Gespannt, wie das, worüber mein Vater, Fritz Erpenbeck, und meine Mutter, Hedda Zinner, monatelang gesprochen und gestritten hatten, nun durch den großen Regisseur und leidüberzeugten Antifaschisten Fritz Wisten inszeniert worden war. Ein wenig ängstlich auch, das Stück, die Aufführung könnten meinen hohen Erwartungen, meinem intensiven Daumendrücken nicht entsprechen.

Grundlose Ängste. Ich war überwältigt, wie fast alle Zuschauer. Ich erlebte die Geburt eines der großen, bleibenden Dramenerfolge der Nachkriegszeit. Sogar Brecht, dem die im Gegensatz zu seinem "epischen Theaters" stehenden Ausdrucksmittel des "komödiantischen Theaters", die Hedda Zinner bevorzugte, wenig behagten, registrierte objektiv, dies sei "das erste Stück, bei dem das Publikum antifaschistisch reagiert". Man kann wohl ohne Übertreibung feststellen, daß es wesentlich half, das Weltbild der ersten antifaschistischen Nachkriegsgeneration mit zu prägen...

Verlag Tribüne Berlin 1987

 

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