06 März 2022

Eike Middell: Thomas Mann

Thomas Mann (1875-1955) hat im Alter einmal gemeint, an Ideen für neue Werke fehle es ihm nicht, würde er auch 120, schade um vieles, was er nicht mehr schriebe. Denn wer könne es sonst. So umspannt das Werk dieses "raunenden Beschwörers des Imperfekts" am Ende weite Zeitläufe: von der biblischen Frühe der Geschichten um Jaakob und Joseph bis zur bürgerlichen Spätzeit eines modernen Doktor Faustus. Thomas Mann empfand sich als Repräsentant. Manchen erschien er als kühner Ironiker. Sein Leben und Werk beweisen anderes. Der Kapellmeisterfreund Bruno Walter schrieb: "Nie habe ich aus der ruhigen Ironie, der Toleranz in Ton und Gesinnung seiner frühen Werke auf Kühle oder Lebensferne geschlossen. Sie gehörten für mich zu dem künstlerischen Stil, in den sich herzenswarmer Anteil, Allverständnis und Mitleid schamhaft eingekleidet hatten."
Und Johannes R. Becher würdigte ihn: "Der deutsche Dichter unseres Jahrhunderts sind Sie vor allem darum, weil in Ihrem Werk die klassische Tradition bewahrt ist in einem schöpferischen Sinn. Sie haben das humanistische Prinzip vertieft und bereichert, sie haben dem schon Errungenen neue Errungenschaften hinzugefügt."

Reclams Universal-Bibliothek Band 268, 4. Auflage

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