20 April 2022

Marcus Clarke: Lebenslänglich

Im Jahre 1834 wird die Strafkolonie Vandiemensland, die „natürliche Besserungsanstalt“ Seiner Britischen Majestät, zum Schauplatz eines aufsehenerregenden Geschehens. Zehn Gefangene bemächtigten sich in einem tollkühnen Handstreich der Brigg Osprey und suchen mit ihr das Weite, nachdem sie Mrs. Vickers, die Frau des Kommandanten von Macquarie Harbour, ihre zwölfjährige Tochter Sylvia und die beiden Schiffsoffiziere an der unbewohnten Küste ausgesetzt haben. Die schwerkranke Frau stirbt; in Sylvia, die tagelang in tiefer Bewußtlosigkeit liegt, ist jede Erinnerung an gute und böse Erlebnisse ausgelöscht. Wie der entflohene Sträfling Rufus Dawes zu der kleinen Gemeinschaft stieß, welche Rolle er spielte und wer den Bau des rettenden Bootes bewerkstelligte, das zu erklären, bleibt Leutnant Frere vorbehalten, den alle Welt als den heldenmütigen Retter der kleinen Sylvia feiert.

Die tragischen Verwicklungen, die dem Sträfling Rufus Dawes zum Verhängnis werden und gleichzeitig das Schicksal des Mädchens Sylvia bestimmen, sind keineswegs das einzige Spannungsmoment dieses erregenden Buches. Der Engländer Marcus Clarke (1846 bis 1881), der den größten Teil seines Lebens als Schriftsteller und Journalist in Australien verbrachte, versteht es meisterhaft, seine Leser von Höhepunkt zu Höhepunkt zu führen. Aus dem „Abenteuerroman“, den Clarke, gestützt auf amtliche Berichte über die Strafkolonie Vandiemensland, ursprünglich schreiben wollte, wurde durch seine bewundernswerte epische Gestaltungskraft und sein großes psychologisches Einfühlungsvermögen ein Werk, das zwar alle Elemente des Abenteuerlichen in sich trägt, aus dem aber vor allem eine tiefe Menschlichkeit spricht.

Verlag Volk und Welt Berlin 1982

 

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