04 April 2022

Stig Dagermann: Der Mann, der nicht weinen wollte

Stig Dagerman (1923-1954). Seine Mutter ging aus dem kleinen schwedischen Älvkarleby und kehrte nicht wieder, ließ ihren eben geborenen Sohn zurück.

Zurückgelassen, zum Leben verurteilt, entsetzlich einsam fühlte sich der 16jährige, als er durch 17 Messerstiche eines Verrückten den Großvater und durch den erlittenen Schock die Großmutter verlor und während einer Ferienreise ins Gebirge den Freund. "Ich mußte Schriftsteller werden, und ich wußte, was ich schreiben mußte: das Buch meiner Toten."

Ekstatisch, besessen, leidenschaftlich widmet der junge Schriftsteller sein Werk seinen Toten, den zurückgelassenen entsetzlich Einsamen, vor deren Kummer die rücksichtsvollen Leute die Tür geschlossen halten, den zum Tode Verurteilten - allen ohne wattierte Schultern, die sich so wahnsinnig dem Leben verschrieben haben und die vor Lauter Wahnsinn zugrunde gehen. Er wollte, "daß sie einem vernünftigen Zweck dienen sollten, sei es auch nur als Pfahl".

Aber seine Kraft reichte nicht; Dagerman wich, 31jährig, aus dem Leben, uns ein frühes, geniales Werk übergebend, das erschüttert.

Reclam UB Nr.378, 1975

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