21 Juni 2022

Françoise Sagan: Das Lächeln der Vergangenheit

Francoise Sagan erinnert sich an die verrückteste Zeit ihres Lebens, die fünfziger Jahre. Nach einem furchtbaren Krieg konnte endlich alle Welt wieder aufatmen. In der Philosophie stand der Existentialismus Sartrescher Prägung in Blüte; Juliette Gréco feierte Triumphe mit ihren Chansons; die Kellerlokale von Saint-Germain-des-Prés waren Anziehungspunkt der intellektuellen Jugend. Francoise Sagan hatte 1953 ein Buch geschrieben, das fast einen Skandal auslöste und in dem sich das Lebensgefühl der modernen jeunesse dorée widerspiegelte.
Die jugendliche Autorin tummelte sich auf Partys, fuhr schnelle Autos, entdeckte das Roulette und fing an, Theaterstücke zu schreiben. Als sie dann auch Regie führen wollte, ging alles gründlich daneben. Aber sie hatte wenigstens ihren Spaß dabei. Sie machte Reisen und lernte berühmte Künstlerkollegen kennen, die afroamerikanische Jazzsängerin Billie Holiday, die elend an Drogen zugrunde ging; den im Umgang mit Produzenten und Geldgebern schwierigen Orson Welles; den Schriftsteller Tennessee Williams, der lachte, "um nicht weinen zu müssen", wenn er die Zeitung las.
Ihre sehr persönlichen Erinnerungen sind diktiert von starker Sympathie für die Kunst und die Künstler. Mit leiser Wehmut und doch voller Humor blickt Francoise Sagan zurück, auch auf ihr Saint-Tropez, vormals ein Treff der Künstler und heute nur noch eine der vielen Touristenattraktionen an der Cote d'Azur, an einem Mittelmeer, "in dem die Fische an Ölverschmutzung sterben, dessen Strände schon beim ersten Äquinoktium schmutzig sind und an dem man sich bei Nacht zu Fuß nur mit einer Spraydose bewaffnet bewegen kann.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1990
bb-Reihe Nr. 649
Autorin

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