06 September 2022

Margarete Neumann: Land der grüngoldenen Berge - Unterwegs in Mongolien

Wenn sich eine unternehmungslustige Autorin wie Margarete Neumann auf die Reise begibt, kann man sicher sein, daß es nicht nur die wie mit Samt überzogenen Berge Mongoliens und die Ornamente der Wasserläufe sind, die ihre Neugier wecken. Vor allem zieht es sie zu den Menschen dieses kleinen Volkes mit großer Vergangenheit, das im Verlauf seiner Geschichte in Elend, Unterdrückung und Aberglauben bis an den Rand der Auflösung geraten war und das sich nun aus seinen Fesseln befreit und begonnen hat, eine neue nationale Existenz aufzurichten. Margarete Neumann sucht dieses Neue auf, in Städten wie Darchan, Bulgan und Erdenet. Sie erkundet einen Kupferberg, bewundert in einer Neubauwohnung die vielfältigen Schätze, die der Besitzer zusammengetragen hat, und erfährt in den oft einsam liegenden Jurten bei salzigem grünem Tee mit Milch die selbstverständliche Gastfreundschaft der Araten. Mit feinem Empfinden vermag sie in Sitten und Gebräuche einzudringen und sie uns nahezubringen.
In diesem Land der grüngoldenen Berge, der Weiden voller Edelweiß, unter der Weite des großen Himmels beginnen auch die Erinnerungen. Lang Verlorengeglaubtes findet sie wieder, Unbekanntes überrascht sie in seiner Kostbarkeit.

Buchbeginn

Irkutsk ist zurückgeblieben. Noch sehe ich in das strenge Grün der Taiga. Wolkenfetzen treiben darüber hin, umwehen uns, nehmen uns auf. Wir steigen, verlassen das Wolkenfeld und fliegen im Blau des Himmels. Unter der schneeigen Decke muß jetzt das Gebirge sein. Neben mir sitzt ein junger Mongole, Jeansanzug, schmales Gesicht und diese schwarzen lebhaften Augen. Er wird Student sein, fliegt in den Ferien nach Hause. Hinter mir höre ich deutsche Worte, ein bißchen sächsischer Klang, die Stimme eines Kindes ist dabei, wohl ein kleines Mädchen. Ich kann die Leute nicht sehen, müßte mal aufstehen.

Zitat

"Ich betrachte die Fluggäste. Es sind junge und alte, Mütter mit kleinen Kindern. Nur wenige sind europäisch gekleidet. Die alten Frauen, das fällt mir hier besonders auf, sind krumm. Die Frauen, auch die schönsten, haben leicht gebogene Beine. Reiterbeine."

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1986

 

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