20 Oktober 2022

Ernst Wenig: Das Verhältnis

Was sich da unter einem lapidaren Titel verbirgt, ist nicht ein beliebiges Verhältnis, sondern eine Liebe, in der sich gesellschaftliche Widersprüche zeigen, die es auch noch für die jüngere Generation gibt: Stephan, der schon vor seinem Studium einiges vom Leben erfuhr, der es nicht immer leicht hatte im kleinbürgerlich-proletarischen Elternhaus, trifft mit Sanna zusammen, dem Mädchen aus sogenannter wohlsituierter Familie, für die Dinge und Anschauungen noch unklar, ja austauschbar sind. Daß sich hier zwei in ihrer Weltsuche Fragen stellen, die dem anderen unbequem sind, weil sie ihm Anstrengung abfordern und ihm seine jetzigen Grenzen zeigen, läßt ihre Liebe zeitweilig scheitern. Und wo sie neuen Wirklichkeitsbereichen – an der Universität, während des Praktikums, an künftigen Arbeitsplätzen, während einer Polenreise, in politischen Fragen – unvorbereitet gegenüberstehen, vermögen sie sich nur ungenügend zu helfen, sind sie einander nicht immer vollgültige Partner. Die oftmals von Komplikationen nicht freien Beziehungen junger Menschen weiß Ernst Wenig mit großer Sachkenntnis und Engagement zu beschreiben. Das Buch zeigt, daß sich jede Generation ihr Bild von der Zeit neu erobern muß.

Klappentext zum Autor
Ernst Wenig. Auskunft: Jahrgang 44, aus Dessau, auch heute noch dort wohnend, 1963 Abitur, zwischendurch fünf Jahre in Regensburg/Bayern, danach Buchhandel. Kohlearbeiter, NVA, Produktionsarbeiter: 1967-1971 Studium der Wirtschaftswissenschaften in Halle, Diplom-Ökonom, anschließend in einem Projektierungsbetrieb zuständig für Organisation.
Erste Schreibversuche 1963, vorher lediglich phantasievolle Aufsätze, begann nach einer gelungenen Kurzgeschichte den großen Roman. Das Manuskript liegt im Schrank ganz unten. Behauptet aber bis auf weiteres, daran viel gelernt zu haben, nicht zuletzt durch Werner Steinberg und Manfred Jendryschik, in deren Zirkel er seit zwölf Jahren mitarbeitet.
Projekte: gegenwärtig ein Filmszenarium, danach wieder einen Roman, zwischendurch immer Geschichten.

Buchanfang
Geliebte! Kind! Wie schön,
daß wir einander nicht verstehn!
Max Brod
Manchmal scheint mir auch, daß jedes Buch, so es sich nicht befaßt mit der Hinderung des Kriegs, mit der Schaffung einer besseren Gesellschaft und so weiter, sinnlos ist, müßig, unverantwortlich, langweilig, nicht wert, daß man es liest, unstatthaft. Es ist nicht die Zeit für Ich-Geschichten. Und doch vollzieht sich das menschliche Leben oder verfehlt sich am eigenen Ich, nirgends sonst.
Max Frisch, Gantenbein.

Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale), 3. Auflage
1. Auflage / 1975
2. Auflage / 1976
3. Auflage / 1978 - BuchClub 65*
4. Auflage / 1979
5. Auflage / 1983
6. Auflage / 1985

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