24 Oktober 2022

Marianne Fleischhack: Frauen als Partner. Drei Lebensbilder. Coretta King, Haruko Kagawa, Caroline von Humboldt

"Was Du in mir geschaffen, wozu Du mich erhoben, fühle ich so klar, weil ich mich jeder Periode der Vergangenheit so deutlich erinnere, so genau weiß, wie ich... war... Solange mein Dasein so allein dastand, fühlte ich immer jede meiner Ansichten so mangelhaft... Ja, daß ich eins bin in mir, daß ich bin, wozu ich Anlage hatte zu sein, daß ich Wahrheit sehe, daß ich harmonische Schönheit empfinde, das ist Dein, einzig Dein Werk." Dies Bekenntnis Wilhelm von Humboldts hätten auch Dr. Martin Luther King und Toyohiko Kagawa abgeben können. Es bringt zum Ausdruck, was als Leitgedanke dieses Buch durchzieht: Die Frauen dieser Männer hatten einen ganz wesentlichen Anteil an Idee und Ausführung des gemeinsamen Lebenszieles.

Hier wird über Frauen berichtet, die Arbeit und Leben ihrer Ehepartner entscheidend beeinflußten, ohne daß sie dabei selbst an eigener Persönlichkeit verloren hätten. Eher ist man geneigt, das Gegenteil zu sagen. Denn auch die Frauen haben in der Gemeinsamkeit gewonnen, weil sie sich in Übereinstimmung mit ihren Männern um Partnerschaft bemühten. Und sowohl Coretta King als auch Haruko Kagawa führen dann nach dem Tode ihrer Ehepartner die Arbeit weiter.

Mit großem Einfühlungsvermögen beschreibt die Autorin, die schon einige Bücher über Frauenschicksale verfaßt hat, die Lebenswege dieser drei bekannten christlichen Ehepaare aus verschiedenen Zeiten, um zu zeigen, wie Frauen die Möglichkeit gefunden haben, ein erfülltes Leben an der Seite ihrer Ehepartner zu führen. Dabei werden die verschiedenen Voraussetzungen und die unterschiedlichen Mittel deutlich. - Daneben sind alle drei Frauen als liebevolle Mütter dargestellt, die die große Belastung einer Familie und der Arbeit für andere mit der ihnen eigenen Kraft, Aufgeschlossenheit und nicht zuletzt mit der Liebe meisterten, die sie aus dem Glauben schöpften, der das tragende Element ihres Lebens ist.

Einleitung

"Die Frau eines Mannes, der das Evangelium predigt, kann seine Wirkung halbieren oder verdoppeln", sagte ein unbekannter Seelsorger. Ein Ausspruch, der sich im symbolischen Sinne durchaus nicht nur auf das geistliche Amt bezieht oder im religiösen Raum erschöpft. Er stellt einen Anspruch an die Frauen in allen Lebensbereichen und in jedem Wirkungskreis. Es ist ein Engagement der Frau in der Ehe, das ihr die große Verantwortung auflegt, sich an eben der Stelle und in der Lage zu bewähren, die ihr jeweils gewiesen ist. "Ich will ihm eine Gehilfin machen" - das ist die Zusage Gottes an den Adam aller Zeiten, ein Versprechen Gottes, das heute schwerer wiegt als vor Jahrhunderten. Heute ist diese Gehilfin nicht mehr nur die "teure Gattin" und "die treue Mutter" aus Schillers "Glocke". Heute gehört noch mehr dazu, der Aufforderung gerecht zu werden, die Wirkung der Arbeit des Mannes zu verdoppeln. Die verheiratete Frau steht in der Gegenwart selber weithin unter gleichen Forderungen in ihrer Leistung wie ihr Mann. Die Berufsstellungen beider sind dabei zumeist getrennte. Der Einfluß des einen Lebenspartners auf den Arbeitserfolg des anderen ist deshalb nicht immer ohne weiteres sichtbar. Er ist aber da oder kann fehlen, je nach der Haltung der Lebensgefährten. Der Anspruch bleibt: verdoppeln, nicht hemmen, was dem Halbieren gleichkäme. Die verdoppelnde oder lähmende Wirkung spielt sich heute - abgesehen von wenigen Berufsgruppen (Landwirtschaft, gemeinsames Geschäft u. ä.) - im geistigen Bereich ab. Die Freiheit, die einer dem anderen zugesteht, seiner Arbeit vollgültige Kräfte zu widmen, und die Anteilnahme am gegenseitigen Schaffen sichern die Wege zu höherer, vielleicht sogar doppelter Leistung beim einen wie beim anderen.

Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 2. Auflage 1979

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