24 Oktober 2022

Wilhelm Bode: Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen 1 - 1749-1793

„Eine Frau von Welt, die ihn oft gesehen hat, hat mir gesagt, daß Goethe der schönste, lebhafteste, ursprünglichste, feurigste, stürmischste, sanfteste, verführerischste und für ein Frauenherz gefährlichste Mann sei, den sie in ihrem Leben gesehen habe.“ So berichtet der Hannoveraner Arzt und Schriftsteller Johann Georg Zimmermann Anfang 1775 nach Weimar. Empfänger dieses Briefes war Charlotte von Stein, die neugierig auf Nachricht über den Verfasser der damals in ganz Deutschland Furore machenden „Leiden des jungen Werthers“ wartete.

Das überschwengliche Urteil einer „Femme du monde“ ist indes nur ein winziges Bruchstück der vorliegenden Sammlung des Weimarer Goetheforschers und -kenners Wilhelm Bode, der mit Akribie die vielfältigsten Äußerungen von Zeitgenossen Goethes zusammengestellt hat. Die Skala reicht von schwärmerisch-enthusiastischer Zustimmung bis hin zu bornierter, kleinbürgerlich-moralisierender Ablehnung der Person und der Werke Goethes. Zu Wort kommen neben literarischen und gesellschaftlichen Größen der Zeit vor allem Familienangehörige, Jugendfreunde, den „Meister“ verehrende Frauen, hartnäckige Konkurrenten, strenge Kritiker und auch klatschsüchtige Mitglieder der Weimarer Hofgesellschaft. So bunt zusammengewürfelt wie der Kreis der Briefeschreiber und der sich erinnernden Besucher des Goetheschen Domizils in Weimar, so vielfältig und nuancenreich sind auch die einzelnen Beiträge der Sammlung. Vor unseren Augen entsteht ein widerspruchsvolles Bild von Goethes Charakter, Leben und Werk, von den zeitgenössischen Wirkungen seiner Person und seines gesamten literarischen, künstlerischen und naturwissenschaftlichen Schaffens. Auf unterhaltsame Weise, wie nebenbei, eröffnen sich in den Briefen interessante historische, soziologische und kulturgeschichtliche Einblicke in die Zeit von 1749 bis 1832. Für den Goethekenner und -liebhaber und für alle historisch und literarisch Interessierten ist diese Briefsammlung eine vergnügliche und kurzweilige Lektüre.

Buchanfang

Band 1

1749

EINTRAG IM FRANKFURTER TAUFBUCH

Frankfurt, 29. August 1749

1749

Augustus Getaufte hierüben in Frankfurt

Freitags, den 29. dito

p. Hrn. Dr. und Sen. Fresenium privatim Goethe. Der hochedelgeboren und hochgelahrte Herr Jobann Caspar: Ihro Röm. Kaiserl. Maj. würkl. Rat und beider Rechten Dokt. allhier; dann S. T. Frau Catarina Elisabeta, dessen Ehe-Consortin, geb. Textorin, einen gestrigen Donnerstags mittags zwischen zwölf und ein Uhr geborenen Sohn und erstes Kind Johann Wolfgang. Der hierzu erbetene Herr Gevatter war der Frau Kindbetterin leibl. Vater, der wohlgeborne Herr, Herr Johann Wolfgang Textor, hoch ansehnlicher Reichs-Gerichts-Schultheiß allhier, wie auch Ihro Röm. Kaiserl. Maj. würklicher Rat.

Goelb XXX, Faks. 

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1979
2. Auflage 1982


Band 1 (1749 - 1793)
Band 2 (1794 - 1816)
Band 3 (1817 - 1832)

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