08 Dezember 2022

Volker Braun: Gedichte

Volker Braun (geb. 1939): Die natürliche Gesellschaft interessiert uns nicht als Ideal, sondern als Prozeß, der begonnen hat; in ihm oder nirgendwo ist zu finden, was über ihn hinausreicht. So bleibt nur eins für die Dichtung interessant: die wirkliche Bewegung. Wie kommt die ins Gedicht?

Der antithetische Gang des Gedichts selbst wird zu Resultaten im Gedicht führen, die, da sie aus der Sache kommen, für die Sache wirken, für ihren realen Gang einen ideellen Vorlauf schaffen aus Erkenntnis, Bereitschaft, Lust. Das Gedicht wird fordern, was die Sache erfordert, es wird operativ. Es wird kühn sein wie die Sache, für die es sich engagiert.

Die insgesamt vom Zustand der Gesellschaft erzählende Dichtung, die keine "Nachahmung" der Wirklichkeit gibt (die Wirklichkeit nicht als Selbstverständnis gibt), sondern bewußt eine aktive Haltung zur Wirklichkeit einnimmt, die bewußt bestimmte Emotionen, Haltungen zu erzeugen sucht, ohne ihre eigene Unfehlbarkeit zu suggerieren (die also die Vorgänge und sich selbst der Kritik anbietet), kommt der Politik ins Gehege: als Partnerin.

Reclams Universal-Bibliothek Band 51
2. veränderte Auflage 1976
 

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