19 Januar 2023

Camil Sijaric: Im Schatten des Urahnenbaums

Beschirmt von der mächtigen Krone des Ahornbaums, den ein Urahn gepflanzt hat, wohlbehütet unter dem breiten Dach des Hauses mit den Schwalbennestern wachsen sie auf, die Enkel des alten Agan, im entlegenen muselmanischen Balkandorf. Wie die Schwalben verlassen sie ihre Heimstatt: Saltan zieht mit seinem Vater in die Ferne und bleibt jahrelang verschollen, Amar verliert sich an die Wunderwelt des Geistes, und Ruska verkauft ihre Jugend und Schönheit an einen wohlhabenden greisen Aga in der benachbarten Kleinstadt. Die Schwalben kehren zurück, die Söhne und Enkel hat Agan verloren: die Söhne an den Tod, die Enkel an ein neues, fremdes Leben. Im Schatten des Urahnenbaums bleibt der bäuerliche Patriarch allein zurück und sieht im Wechsel der Zeiten seine alte Welt untergehen, eine exotische Welt der Blutrache, der Kaufheirat und des finstersten Aberglaubens.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1966
Aus dem Serbokroatischen von Werner Creitziger

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