"Der Magen ist der getreueste Gefährte des Herzens bei der Erhaltung unseres Lebens", meint Gyula Krúdy, Der Verfasser der hier gesammelten Erzählungen, und er lädt ein zu einem kulinarischen Streifzug durch das Ungarn der Habsburgermonarchie. Wir sind zu Gast bei Meistern der Küche und des Kellers, die ungezählte Gaumenfreuden bereithalten und hin und wieder sogar das Geheimnis ihrer Zubereitung lüften. So kann der neugierige Leser erfahren, was ein Einspänner in Soße ist, warum in eine richtige Kohlsuppe auch Strünke gehören oder was es mit der ungarischen Variante des Scholet genannten jüdischen Bohnengerichts auf sich hat. Daß die Beschäftigung mit diesem Buch nicht nur den Appetit anregt, sondern auch die Phantasie beflügelt, zeigt das Beispiel unserer Mitarbeiterin E. M.: "Sie tat fünf Pfund Sauerkirschen in ein großes Glas, streute etwa ein Kilo Zucker darüber und stellte das gut verschlossene Gefäß für einige Tage in die Sonne. Sobald sich Bläschen zeigten, versetzte sie die gezuckerten Früchte mit einem halben Liter Primasprit und verbannte das Ganze in eine dunkle Ecke. Acht Wochen bei einer zufälligen Kostprobe stellte sich heraus, daß ihr pikante Sonnenkirschen in Likör gelungen waren. Mit diesem Gratisrezept seien Krúdys Schlemmergeschichten all denen empfohlen, die Spaß an gutem Essen und Trinken und an vergnüglicher Lektüre haben.
Gyula Krúdy (1878-1933), der einer alten Adelsfamilie entstammte, ist in der ungarischen Literatur des 20. Jahrhunderts eine herausragende Persönlichkeit, ein Sprachkünstler mit unverwechselbar eigenem Stil. In seinem umfangreichen Werk - es zählt mehr als sechzig Romane, weit über dreitausend Erzählungen und vieles andere mehr -, das geprägt ist vom Zwiespalt zwischen kritisch-ironischer Distanz zur untergehenden Gentry und wehmütigem Abschied von der "guten alten Zeit", schuf er eine künstliche Traumwelt, die er seiner Gegenwart als Ideal entgegenhielt und deren Held fast immer er selbst war: der wegen seiner vornehmen Zurückhaltung, seiner galanten Abenteuer und nicht zuletzt wegen seiner legendären körperlichen Kräfte in der Budapester Künstlerwelt außerordentlich populäre "Einsame Ritter".
Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1978
3. Auflage 1982
Schutzumschlag: Irmhild und Hilmar Proft
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