30 Januar 2023

Martin Selber: Salz und Brot und gute Laune

Alltagsgeschichten haben es manchmal in sich. Unsere fängt damit an, daß Mittwoch früh, ausgerechnet als Heidelore ihren Haushaltstag hat und Rainer in der Stadt unterwegs ist, ein amtliches Schreiben durch den Briefschlitz rutscht. Herrn Rainer Gößwein ... Absender: Staatliches Notariat. Erst neugierig, dann voller Mißmut starrt Heidelore den Umschlag an. Was mag da wohl drin sein - eine Alimentenklage? Doch als Rainer den Brief endlich öffnet, ist alles ganz anders. Er hat ein Häuschen geerbt, in Kleinsiehstemichnicht, drei Meilen hinter dem Mond, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. So meint er jedenfalls, bis ihn die Wirklichkeit eines Beßren belehrt. Engeleben entpuppt sich als modernes Dorf mit einer freundlichen Bürgermeisterin und hilfsbereiten Nachbarn. Aber das Häuschen ist alt und muß renoviert werden. Das junge Ehepaar schlägt wahre Schlachten zwischen Maurerdreck und Unkrautfeldern, und als Rainer seine knappe Freizeit auch noch dazu benutzt, einem alten Hobby, dem Amateurfunk, nachzugehen, läuft ihm Heidelore kurz entschlossen davon. Da sitzt unser Held nun, kriegt Ärger mit den Handwerkern und zu allem Übel auch mit dem Leiter der Sektion Nachrichtensport. Denn in der GST von Engeleben ist beileibe nicht alles so, wie es sein sollte. Die Funkstation ähnelt einem besseren Bastelklub, spannende Fuchsjagden und vergnügliche Wochenenden mit Lagerfeuer und Bockwurst am Spieß kennen die jungen Leute nur vom Hörensagen. Erst als Rainer ihr Ausbilder wird, ändert sich manches - auch für den Feldwebel d. R. Gößwein...
Heiter, mit Augenzwinkern, erzählt Martin Selber von pfiffigen Bauern, redseligen Frauen, einem dicklichen Schulmeister und ehrgeizigen Sportlern. Zwischendurch tippt er vergnüglich auf die Morsetaste: de emm drei ge we ... Was das heißt? - Na, Sie werden schon sehen!

Info von Petra Stibane

Wisst ihr, warum Martin Selber so heißt? Sein Familienname ist eigentlich Martin Merbt, aber alle in seinem Heimatdorf haben immer gesagt : "Das hat der Martin selber (selbst) geschrieben" und so war sein Schriftstellername "geboren". Sein interessantestes Buch war neben anderen "Die Knechtschronik", wo er über die vergangene Zeit schrieb, als es noch das Recht der ersten Nacht gab.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
1. Auflage 1977
3. Auflage 1983
Illustrationen: Peter Muzeniek
 

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