Ein Schuster macht mit ein paar gefundenen Lederstücken sein Glück, ein Trompeter bläst Totengerippen zum Tanz auf, ein Bauer schleppt mit letzter Kraft die Pest von seinem Dorf fort; Holzleserinnen begegnen im Grau der Morgendämmerung spukenden Förstern und Aufsehern, ein Müller läßt sich vom Teufel helfen und bringt ihn am Ende mit List um den fest versprochenen Lohn ...
Wir empfinden mit ihnen, den Knechten und Mägden, den Schäfern, Schmieden und Fuhrleuten, mit all jenen einfachen Helden der jahrhundertealten Volkssagen, die uns einen Einblick in das Leben zu jenen Zeiten vermitteln. Denn meist geben ja die Sagen nicht einfach nur heitere oder ernste Begebenheiten wieder, sondern schmücken sie mit „Beiwerk“ aus und lassen dadurch auf recht drastische Weise Anschauungen erkennen, die damals im Volk tief verwurzelt waren.
Das gilt auch für das weite Gebiet von Handwerk und Gewerbe. Die Volkssagen liefern uns viel Wissenswertes über das frühere Verhalten der Leute in Beruf und Gesellschaft, über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen, über typische Werkzeuge und Arbeitsregeln. Darüber hinaus verstärkt sich aber – vielleicht als Reaktion auf unsere von technischen Neuerungen schier überladene Zeit – das Interesse für die Volkssage als ursprüngliche, unterhaltende Erzählungsform. Der anhaltenden Nachfrage nach seiner Edition von Volkssagen um Stände und Berufe aus historischen Siedlungsgebieten auf dem Territorium der DDR – aus dem Sächsischen, dem Thüringischen, dem Mecklenburgischen, dem Brandenburgischen (gebundene Erstausgabe Herbst 1989) und dem Anhaltischen (gebundene Erstausgabe 1990) - kommt der Verlag mit einer kompletten Paperbackausgabe nach.
Einleitung
Nachdem unsere beiden illustrierten Sagenanthologien um Stände und Berufe aus dem Sächsischen und aus dem Thüringischen so großes Interesse gefunden haben, legen wir nunmehr – gewissermaßen als dritten Band, aber doch als eigenständige Publikation – eine entsprechende Sagenauswahl aus dem Mecklenburgischen vor. Mecklenburgisch wollen wir aber in dieser Publikation nicht allzu wörtlich verstanden wissen. Im wesentlichen stammen die Sagen aus dem Gebiet der drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Die Sagen der Uckermark haben wir geschlossen für den nächsten Band, Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Brandenburgischen, vorgesehen.
Wie wir bereits früher betonten, wollen wir in der leichten Sprache der Volkssagen einen unterhaltsamen und zugleich lehrreichen Einblick in die Arbeitswelt der Menschen vergangener Zeiten vermitteln. Die Aspekte, die bei einer Wertung des Sagenschatzes zu beachten sind, haben wir schon in den erschienenen Bänden, vor allem in »Der böse Advokat ...«, ausführlich dargelegt.
Dasselbe gilt für unsere Bearbeitung der Sagen. In den Volkssagen dieses Buches werden des öfteren Aussprüche im Dialekt wiedergegeben. .....
Weitere Bände:
Der böse Advokat (Sachsen)
Der pfiffige Bauer (Thüringen- bereits hier von Siegfried Seidel vorgestellt)
Der listige Schmied (Brandenburg)
Der mutige Köhler (Anhalt)
Verlag die Wirtschaft Berlin
1. Auflage 1988
2. Auflage 1989
Illustrationen Erhard Bauch
Illustrationen Erhard Bauch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wichtiger Hinweis
Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.