04 März 2023

Hans Kaufmann: Über DDR-Literatur - Beiträge aus fünfundzwanzig Jahren

Über die Kritiker seiner Zeit befand Heinrich Heine in einem Aphorismus, sie seien "wie Lakaien vor der Saaltüre bei einem Hofball, sie können schlechtgekleidete und unberechtigte Leute abweisen und gute einlassen, aber sie selbst, die Türsteher, dürfen nicht hinein".
Ein solches Verständnis der Kritik ist in unseren Tagen nicht mehr vorstellbar, die Kritik weiß sich der "literarischen Gesellschaft" unmittelbar zugehörig und pflegt einen vertrauten wie vertraulichen Umgang mit ihr.
Hans Kaufmann, Literaturhistoriker und in diesem Metier mit Studien zur deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts hervorgetreten, versteht sich prononciert als Gesprächspartner von Autor und Leser. In der Begegnung und Auseinandersetzung mit den dichterischen Welten gelangt der Kritiker immer auch zu ungewöhnlichen Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit, die einen selbständig urteilenden, widerspruchsbereiten Leser voraussetzen. Dieser ist aufgefordert, eine literarische Kritik für sich produktiv zu machen, die ihr Urteil über künstlerische Werke vor allem an die Möglichkeit bindet, mit ihnen zu einem tieferen Verständnis des historischen Standortes heutiger Existenz zu gelangen.




Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1986

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