Ein solches Verständnis der Kritik ist in unseren Tagen nicht mehr vorstellbar, die Kritik weiß sich der "literarischen Gesellschaft" unmittelbar zugehörig und pflegt einen vertrauten wie vertraulichen Umgang mit ihr.
Hans Kaufmann, Literaturhistoriker und in diesem Metier mit Studien zur deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts hervorgetreten, versteht sich prononciert als Gesprächspartner von Autor und Leser. In der Begegnung und Auseinandersetzung mit den dichterischen Welten gelangt der Kritiker immer auch zu ungewöhnlichen Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit, die einen selbständig urteilenden, widerspruchsbereiten Leser voraussetzen. Dieser ist aufgefordert, eine literarische Kritik für sich produktiv zu machen, die ihr Urteil über künstlerische Werke vor allem an die Möglichkeit bindet, mit ihnen zu einem tieferen Verständnis des historischen Standortes heutiger Existenz zu gelangen.
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1986
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