25 April 2023

César Vallejo

Vielleicht wird man eines Tages sagen, daß einzig in den Gedichten von César Vallejo, insbesondere seinen ,poemas humanos', die moderne Kunst ihre Entsprechung zur bewegenden Legende des kleinen Mannes mit dem Spazierstock, der Melone und den zu großen Schuhen gefunden hat ... Damit ist natürlich auch gesagt, daß dies keine Dichtung der Bilder oder gefundener Worte sein kann ... sondern von Situationen.

Roberto Fernández Retamar


Er hinterließ ein einzigartiges poetisches Werk, das die jüngere Dichtung Lateinamerikas maßgeblich beeinflußt hat. Vallejo gehört nicht zu den Dichtern, deren Sprache sich erst durch einen Kommentar erschließen läßt. Die Originalität seiner Dichtung beruht auf einem ironischen Selbsthaß, einer Trauer aus tiefer indianischer Vergangenheit und einem empfindlichen Bewußtsein für die Zustände des Menschen in der Welt.

Fritz Rudolf Fries


César Abraham Vallejo, geboren 1892 im 3500 m hohen Andendorf Santiago de Chuco (Peru). Zehntes Kind eines niederen Verwaltungsbeamten; Enkel spanischer Priester und indianischer Großmütter vom Stamm der Quechua; 1911 Studium der Rechte und Literatur in Lima und Trujillo; nebenher Arbeit als Abendschullehrer und Buchhalter einer Zuckerrohrplantage; 1913 Promotion über die romantische Dichtung Spaniens; 1920 Rückkehr in sein Heimatdorf, Verstrickung in lokale Händel, Inhaftierung, nach vier Monaten Freilassung wegen erwiesener Unschuld; 1923 rückkehrlose Reise nach Paris; journalistische Arbeit für das ,Bureau des Grands Journaux Latino-Americains'; Begegnung mit Picasso, Gris, Tzara, Diego, Huidobro und Neruda; 1928 und 1929 Reisen in die Sowjetunion; Bekanntschaft mit Majakowski; 1929 Ausweisung durch die Tardieu-Regierung wegen Zugehörigkeit zu kommunistischen Kreisen; 1931 in Madrid Erlebnis der Ausrufung der Republik; Freundschaft mit Lorca, Bergamin, Alberti, Machado, Salinas und Cernuda; 1936 Rückkehr nach Paris, wo ihn die Nachricht vom Franco-Putsch erreicht; Teilnahme am ,Internationalen Kongreß zur Verteidigung der Kultur' in Madrid und Valencia; in den Kämpfen wieder verlorengegangener Druck seiner Spaniengedichte in einer Frontdruckerei; elendes Hoteldasein am linken Seineufer, Matratzengruft. Im März 1938 starb César Vallejo in Paris an Hunger. Gedichtbände: Die schwarzen Boten (1918), Trilce (1922), Menschliche Gedichte (1939), Spanien, laß diesen Kelch an mir vorübergehen (1939), Sämtliche Gedichte (1949); deutschsprachige Ausgaben: Gedichte (1963), Funken wie Weizenkörner (1971).

Verlag Neues Leben Berlin
Poesiealbum 140

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