19 April 2023

Gabriele Wohmann: Paarlauf - Erzählungen

Ich glaube, daß ich es früher zu einseitig gemacht habe, indem ich bloß das Schäbige und Miese beschrieben habe, weil da etwas gefehlt hat, weil das Schreckliche mehr Dimensionen, mehr Schrecken bekommt, wenn man auch das Schöne, das mögliche Schöne, wenn auch vergängliche Schöne, nicht unterschlägt. Das will ich nicht mehr tun. Das Schreckliche und Schöne haben eine Art Immanenz; sie gehören zusammen. Wenn ich nur das Schreckliche beschreibe, verfahre ich zu karg damit. Sein Gewicht bekommt es erst, wenn man weiß, daß es auch sein Gegenteil gibt. Wenn Trost vorkommt, dann bedeutet das einfach, daß ich selber sehr trostversessen bin. Vielleicht war ich früher noch nicht so darauf angewiesen, vielleicht ging es mir einfach besser, um das alles wegzulassen. Um das Schöne, um Glücksgefühle, Trostgefühle wegzulassen, muß es einem vielleicht ziemlich gut gehen.        

Gabriele Wohmann
 

Autorin
Gabriele Wohmann, geboren 1932. Studierte Germanistik und Musikwissenschaft. Ein Jahr Internatslehrerin auf einer Nordseeinsel. Seit 1960 Mitglied des PEN-Clubs. Lebt als freie Schriftstellerin in Darmstadt.

Im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschienen: "Alles für die Galerie/Erzählungen" (1972), "Nachrichtensperre/Ausgewählte Erzählungen 1957-1977" (1978), "Frühherbst in Badenweiler" (1979).

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1981

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