»Die Stimme aus der Wolke« – dies ist Truman Capotes poetische Umschreibung für die Inspiration des Künstlers. In der gleichnamigen autobiographischen Skizze erzählt er von den Anfängen seiner schriftstellerischen Laufbahn und gewährt Einblick in seine Schaffensmethoden. Daß Inspiration nur durch literarische Disziplin wirksam werden kann, zeigt die in diesem Band vereinte Prosa. Ungewöhnliche Erfindungsgabe in der Konstruktion der Fabel und virtuose Gestaltung sind die hervorstechenden Merkmale des berühmten Kurzromans »Frühstück bei Tiffany« und der elf Short Stories. Eine Auswahl aus seinen journalistischen Werken – Reiseimpressionen und Porträts prominenter Persönlichkeiten – bestätigt die Feststellung des Autors, »daß die Reportage eine ebenso gepflegte und verfeinerte Kunstform sein kann wie jede andere Prosagattung«. Capote erweist sich als glänzender Stilist, der selbst komplizierte psychische Vorgänge, wie auch die Atmosphäre einer Stadt, mit scheinbarer Leichtigkeit nachzeichnet. In diesen Texten sind Sensibilität und nüchterne Beobachtung, Irrealität und konkrete Wirklichkeit zu einer eigenwilligen, poetischen Darstellung verschmolzen.
Der Autor:
Truman Capote wurde 1924 in New Orleans, Louisiana, geboren und wuchs hier sowie in Mississippi und Alabama auf. Er besuchte höhere Schulen in New York City und im Staat Connecticut. Anschließend arbeitete er in verschiedenen Berufen, unter anderem war er Botenjunge, Lektor, Steptänzer und Buchhalter. Er unternahm wiederholt ausgedehnte Reisen, vor allem nach Europa. Capote begann mit siebzehn Jahren zu schreiben, mit dem Roman, »Andere Stimmen, andere Räume« (1948) wurde er berühmt. Seitdem veröffentlichte er u.a. die Short-Story-Sammlungen »Baum der Nacht« (1949) und »Frühstück bei Tiffany« (1958), den Roman »Die Grasharfe« (1951) und den Reportageroman »Kaltblütig« (1966), journalistische Werke wie »Lokalkolorit« (1950), »Wenn die Hunde bellen» (1973) und »Musik für Chamäleons« (1980) sowie Drehbücher und Dramen.
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Buchanfang:
Die Stimme aus der Wolke
Other Voices, Other Rooms (Andere Stimmen, andere Räume – der Titel ist von mir: er ist nicht entlehnt) erschien im Januar 1948. Es war nicht mein erster Roman, sondern der zweite, und ich brauchte zwei Jahre, ihn zu schreiben. Der erste, den ich nie irgendwo einreichte und der später verlorenging, hieß Summer Crossing (Sommerreise) – eine knappe, konkrete Geschichte, die in New York spielte. Nicht übel, soweit ich erinnere: technisch fehlerlos, erzählerisch durchaus spannend, doch ohne Intensität und Leid, ohne die Qualitäten einer persönlichen visionären Kraft, die Ängste, die damals meine Gefühle und meine Phantasie beherrschten. Other Voices, Other Rooms war der Versuch, die Dämonen auszutreiben – ein unbewußter, gänzlich intuitiver Versuch, denn, ein paar Begebenheiten und Beschreibungen ausgenommen, ich war mir nicht darüber klar, daß er in nennenswerter Weise autobiographisch sein könnte. Wenn ich ihn jetzt wieder lese, scheint mir eine derartige Selbsttäuschung unverzeihlich.
Gewiß gab es Gründe für diese resolute Unwissenheit, Sicherheitsgründe zweifellos: ein eiserner Vorhang zwischen dem Autor und der eigentlichen Quelle seines Stoffes. Da ich den Kontakt zu dem unruhevollen Jüngling, der dies Buch schrieb, verloren habe und in meinem Innern nur ein blasser Schatten von ihm erhalten blieb, fällt es mir schwer, seine geistige Verfassung zu rekonstruieren. Doch ich will es versuchen.
Zum Zeitpunkt des Erscheinens von Other Voices, Other Rooms bemerkten die Kritiker, die wohlwollendsten wie die feindseligsten, daß ich offensichtlich stark von südstaatlichen Schriftstellern wie William Faulkner, Eudora Welty und Carson McCullers beeinflußt sei, drei Autoren, deren Werk ich gut kannte und bewunderte. Gleichwohl täuschten sich die Herren, wenn auch begreiflicherweise. Die amerikanischen Schriftsteller, die für mich größte Bedeutung hatten, waren – ohne Rangfolge aufgezählt – Henry James, Mark Twain, ....
Inhalt
5 Die Stimme aus der Wolke - Übersetzt von Marguerite Schlüter
13 Der silberne Krug - Übersetzt von Liselotte Fassbinder
30 Chrysanthemen sind wie Löwen - Übersetzt von Ingeborg Müller
59 New Orleans - Übersetzt von Hansi Bochow-Blüthgen
67 Haïti - Übersetzt von Hansi Bochow-Blüthgen
78 Musik für Chamäleons - Übersetzt von Gisela Stege
87 Cecil Beaton - Übersetzt von Ingeborg Müller
93 Ein Fürst in seinem Reich - Übersetzt von Hanno Schlüter
135 Die Diamanten-Gitarre - Übersetzt von Helen Ryhenstroth
147 Kindergeburtstag - Übersetzt von Liselotte Fassbinder
169 Hollywood - Übersetzt von Hansi Bochow-Blüthgen
176 Marilyn Monroe - Übersetzt von Ingeborg Müller
178 Frühstück bei Tiffany - Übersetzt von Hansi Bochow-Blüthgen
260 Nach Europa - Übersetzt von Marguerite Schlüter
267 Fahrt durch Spanien - Übersetzt von Marguerite Schlüter
273 Wie ich die Dinge sehe - Übersetzt von Liselotte Fassbinder
285 Master Misery - Übersetzt von Liselotte Fassbinder
309 New York - Übersetzt von Hansi Bochow-Blüthgen
317 Brooklyn - Übersetzt von Marguerite Schlüter
326 Eine Weihnachtserinnerung - Übersetzt von Elisabeth Schnack
341 Baum der Nacht - Übersetzt von Liselotte Fassbinder
355 Miriam - Übersetzt von Liselotte Fassbinder
369 Auf all den Wegen nach Eden - Übersetzt von Raymond G. May, Kurt Oppermann-Kostra
384 Worterklärungen
Aus dem Amerikanischen von Hansi Bochow-Blüthgen, Liselotte Fassbinder, Raymond G. May, Ingeborg Müller, Kurt Oppermann-Kostra, Helen Ryhenstroth, Hanno Schlüter, Marguerite Schlüter, Elisabeth Schnack, Gisela Stege
Verlag Volk und Welt, Berlin
[Lizenzausg. d. Limes-Verl., Wiesbaden. - Ausg. für d. DDR]
1. Auflage 1983
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