27 Mai 2023

Viktor Astafjew: Das Pferd mit der rosa Mähne

Ein Pfefferkuchenpferd will Großmutter dem Vitka aus der Stadt mitbringen. Ein schneeweißes Pferd mit rosa Mähne, Traum aller Dorfkinder. Als Gegenleistung verlangt sie einen vollen Korb selbstgepflückter Waldbeeren. Den zu füllen kostet Mühe, doch Vitka schafft's. Und dann ißt er sie mir nichts, dir nichts alle auf, bloß weil dieser verdammte Sanka ihm das Pferd nicht gönnt. Verpfuscht... Kann ihn die Großmutter etwa für einen leeren Korb belohnen?
Vierzehn Erzählungen des bekannten sowjetischen Autors Viktor Astafjew vereinigt dieser Band. Astafjew schreibt über seine Heimat Sibirien, über die ferne Kindheit, die trotz des frühen Todes der Mutter eine „helle, schöne, glückliche Zeit“ war.

Buchanfang
Der Wassjutka-See

Diesen See sucht mal auf der Karte! Er ist klein, wirklich klein, aber für Wassjutka beachtlich. Na klar! Ist es doch für einen Dreizehnjährigen eine große Ehre, wenn ein See seinen Namen trägt! Gegen den riesigen Baikal ist er natürlich nichts weiter, aber Wassjutka hat ihn entdeckt und den Menschen gezeigt. Ja, wundert euch nicht, und denkt nicht etwa, alle Seen sind schon benannt und jeder hat seine Bezeichnung. In unserm Land gibt es noch viele, sehr viele namenlose Seen und Flüsse, denn unsere Heimat ist groß, und wie weit ihr sie auch durchstreift, immer wieder findet sich Neues, Sehenswertes.
Die Fischer aus der Brigade von Grigori Afanassjewitsch Schadrin – so hieß Wassjutkas Vater ließen schon bald die Köpfe hängen. Der anhaltende Herbstregen hatte den Fluß aufgeschwemmt, sein Wasser war gestiegen, und um den Fang war es schlecht bestellt – der Fisch hatte sich ins Tiefe verzogen.
Kalter Rauhreif und dunkle Wellen auf dem Fluß verströmten Trübsal. Keiner hatte mehr Lust, ins Freie zu gehen, und schon gar nicht, mit dem Boot hinauszufahren. Die Fischer wurden schlafmützig und träge vom Nichtstun, hörten sogar auf zu flachsen. Da blies plötzlich ein warmer Südwind und glättete die Gesichter. Mit vollen Segeln glitten die Boote den Fluß entlang. Immer weiter den Jenissej hinab zog die Brigade. Der Fang aber blieb kärglich.
„Es flutscht einfach nicht mehr“, murrte Wassjutkas Großvater Afanassi. „Verarmt ist Väterchen Jenissej. Früher ließen wir den lieben Gott einen guten Mann sein, und der Fisch kam in Scharen. Jetzt aber haben Dampfer und Motorboote alles Lebendige verschreckt. Wir erleben's noch, daß sogar Kaulbarsche und Gründlinge zur Seltenheit werden, von Renk, Sterlet und Stör aber wird man nur noch in Büchern lesen.“
Mit Großvater war nicht zu streiten, also legte sich keiner mit ihm an. Weit fuhren die Fischer den Jenissej hinab, ehe sie haltmachten.
Sie zogen die Boote an Land und trugen das Gepäck in eine kleine Hütte, die vor einigen Jahren Forschungsreisende errichtet hatten.
Grigori Afanassjewitsch ging in hohen Gummistiefeln mit umgekrempelten Schäften und einem grauen Regenmantel am Ufer hin und her und traf seine Anordnungen.

Inhalt
Der Wassjutka-See ........ 5
Girmantscha findet Freunde ........ 31
Die Großmutter mit den Himbeeren ........ 44
Der Bandit ........ 49
Warum habe ich den Wachtelkönig getötet? ........ 53
Die Auerhenne ........ 55
Das Uferschwälbchen Zip ........ 57
Weißbrüstchen ........ 64
Die Gänse im Eisloch ........ 68
Ein Duft von Heu ........ 75
Das Pferd mit der rosa Mähne ........ 89
Der Mönch in neuen Hosen ........ 107
Freud und Leid im Herbst ........ 140
Das Foto, auf dem ich fehle ........ 152


Illustrationen von Sabine Kahane
Für Leser von 10 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin

1. Auflage 1979

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