"Der Bilderstürmer Karlstadt" - "Nachbar Andres, der Bauer und Kiepenkrämer": noch immer ist Andreas Rudolphus Bodenstein, der sich nach seinem fränkischen Geburtsort Karlstadt nannte, eine der umstrittensten Gestalten des Reformationszeitalters. Der radikale Reformer und Widersacher Luthers war freilich kein Revolutionär; den Weg Thomas Müntzers vermochte er nicht mitzuvollziehen. Dennoch hat er objektiv die große Klassenauseinandersetzung des Bauernkriegs von 1525 vorbereiten helfen. Alfred Otto Schwedes Karlstadt-Roman will dazu beitragen, die geistigen Kämpfe und Streitigkeiten jener Epoche zu erhellen und zu zeigen, welchen Anteil sie an Vorbereitung und Durchführung der revolutionären Aktionen hatten.
Der Autor bringt für ein Karlstadt-Buch mehrere günstige Voraussetzungen mit: eine solide theologische und historische Schulung und, daraus resultierend, jahrzehntelange Vertrautheit mit dem Stoffkreis seines neuen Werks und eine unkonventionelle, für neue wissenschaftliche Erkenntnisse aufgeschlossene Betrachtungsweise. Vor allem aber verfügt Schwede über das Talent, farbig und lebendig zu erzählen, so daß der Leser der Handlung des Romans von Anfang bis Ende mit Spannung folgt. Wir lernen Karlstadt kennen als ehrgeizigen Wittenberger Prälaten. Wir werden Zeugen seiner inneren Wandlung, die ihn aus einem akademischen Gegner Luthers zu dessen Freund und Mitkämpfer macht, und erleben beide in der Leipziger Disputation mit Dr. Eck. Wir lesen, wie Karlstadt von Luther weg zu radikalen Positionen gelangte, und wir begleiten ihn, seine Frau und seine Kinder nach der Atempause, die er als Pfarrer von Orlamünde genoß, auf dem Weg ins Elend, "unverhört und unüberwunden, durch Martin Luther vertrieben", bis sich ihm durch Zwingli in der Schweiz ein neues Wirkungsfeld eröffnet.
Union Verlag Berlin
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