17 Juli 2023

Reinhard Kriese: Mission SETA II

Reinhard Kriese, Jahrgang 1954, Diplomingenieur für Maschinenbau, ist bekannt geworden durch den Roman „Eden City, die Stadt des Vergessens“(1985). In seinem neuen Buch schildert er, wie außerirdische Sternenfahrer vom Planeten Seta den Entschluß fassen, sich auf der Rema anzusiedeln. Dabei geraten sie in heftige Auseinandersetzungen mit den Bewohnern des Planeten, als einer von ihnen die schöne Aika aus den Händen eines Wucherers befreit.

Buchanfang:
Langsam, viel zu langsam bewegte sich die Karawane vorwärts. Schon zum zwölftenmal zeigte Ator ihnen sein Antlitz, seit sie Sagon verlassen hatten. Noch immer hielt sie die Wüste Ribeon umfangen. Zwar streifte der alte Handelsweg zum großen Meer dieses unweg- same, schluchtenreiche Dürregebiet nur, aber der allmächtige Ator sandte verschwenderisch seine sengenden Strahlen. Das nackte Gestein gab die Glut unvermindert wieder ab und ließ das Tal zu einem Backofen werden.
Irgendwann einmal war hier Wasser geflossen, und die Wassermassen hatten dieses Tal aus dem Felsboden herausgewaschen. Doch das mußte schon Jahrtausende her sein. Solange die Gatäer denken konnten, lag hier die Wüste Ribeon, einer der ödesten und unzugänglichsten Flecken des Königreiches Gata. Wasser! Wie gern würden sie jetzt die erhitzten Körper in dieser edlen Gabe Ators laben! Der feine Staub, der die Luft mit ihrem ewigen Wind erfüllte, bedeckte die verschwitzte Haut und drang in Nase, Gehöröffnungen, Münd und Augen. Jede Bewegung der Kiefer verursachte ein knirschendes Geräusch. Dazu der Gestank der Herasse und Mulons, der Krieger und der gatäischen Träger einfach gräßlich!
An der Spitze des Zuges ritten schwerbewaffnete asaische Söldner auf ihren gepanzerten Streitherassen, deren langes Fell im Wüstensand wehte. In Gata, dieser Randprovinz des Asaischen Weltreiches, Dienst zu leisten galt als Strafe für asaische Krieger. Kephis, der Statthalter in Gata, hatte ihnen den Schutz der Karawane in die Hände gelegt, die Gatas Tribut an Asa liefern mußte. Ihnen gefiel das Schluchtenlabyrinth gar nicht, durch das sie nun schon so lange ritten. Rechts und links des Weges stiegen die Hänge des Tages steil an. Gerade diese Gegend diente Räubern und Rebellen als Unterschlupf.
Hinter ihnen trugen acht Sklaven die schwere Sänfte eines dicken gatäischen Händlers, der unter ihrem Geleit auf Geheiß des Kephis nach Pharon, dem größten Hafen Gatas, reisen sollte. Die Aser mochten diese Händler nicht, die aus dem Zwischenhandel zwischen Asa und den an Gata grenzenden Barbarenreichen riesige Gewinne zogen. Laufend ließ dieser fette Kerl ihren Anführer Kalides rufen und drängte ihn zu immer neuen Vorsichtsmaßnahmen. Für sie bedeutete das einen Patrouillenritt nach dem anderen. Dieser gatäische Geldsack mußte um sein Leben fürchten, denn die Reise mit einer Tributkarawane, die der so reich geschmückten Sänfte folgte, war in letzter Zeit zu einem Risiko geworden. Aber noch kein Zug wurde so bewacht wie dieser, was auch andere, augenscheinlich weniger begüterte Händler bewogen hatte, sich ihnen anzuschließen.

Illustrationen von Werner Ruhner

Verlag Neues Leben, Berlin
BASAR

1. Auflage 1986
2. Auflage 1990

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