06 August 2023

Richard Aldington: Heldentod

Dieser Roman, zehn Jahre nach Beendigung des ersten Weltkrieges veröffentlicht, ist der herausragendste englische Beitrag in der Tradition weltweiter Antikriegsliteratur. Er ist eine zornige Auseinandersetzung des Schriftstellers Richard Aldington mit den Konventionen seiner Zeit und einer morschen, doppelzüngigen Gesellschaft, die in Inkonsequenz und selbstgerechter Arroganz schuldig wurde an den Metzeleien des Stellungskrieges 1915-1917, denen auch die Hauptgestalt des Werkes, der Intellektuelle George Winterbourne, zum Opfer fällt.
Seine Kindheit, Jugend und sein früher „Heldentod“ sind exemplarisch für Millionen sinnlos vergeudeter Leben, denen der Autor mit diesem Buch ein mahnendes Denkmal setzt. In ihm spricht er ein endgültiges Verdammungsurteil über den Krieg, das er bereits als Lyriker in seinem 1915 entstandenen Gedicht „London“ formuliert hatte:
Ein Birnbaum, eine zerbrochene weiße Pyramide
In einem schmutzigen Garten quält mich
Mit Ekstase,
Wenn nachts der Mond, ein schwangeres Weib.
Behutsam über den schlüpfrigen Himmel geht,
Bin ich gemartert,
Besessen,
Zwischen all dem Schönen,
Von einer Ahnung von Ruinen
Und Mauern, die zu Staub zerfallen.

Buchanfang
Prolog
Morte d'un Eroc
Allegrett

Die Verlustlisten erschienen immer weiter, noch lange nach dem Waffenstillstand – letzte Zuckungen eines blutenden Europas. Freilich kümmerte sich kein Mensch viel um diese Listen. Warum auch? Das Leben muß sich schützen vor den Toten, namentlich vor aufdringlichen Toten. Das zwanzigste Jahrhundert hatte seinen Jugendfrühling gründlich eingebüßt. Es galt also, sehr viel zu vergessen.
Unter der Überschrift ›Gefallen auf dem Felde der Ehre‹ stand in einer dieser späten Verlustlisten folgender Name: Winterbourne, Edward Frederick George, Hptm., 2. Btln., Kgl. Foddershire Regt.
Diese kurze Notiz fand so geringe Anteilnahme und wurde so bald vergessen, daß es selbst einen George Winterbourne überrascht hätte: und der besaß doch jenen uferlosen Zynismus der Infanterie-Frontoffiziere, der sich hinter der Maske kindischer Vergnügtheit verbarg und daher alle nicht mehr Scharfsinnigen täuschte. Winterbourne hatte ziemlich damit gerechnet zu fallen und auch gewußt, daß die Hinterbliebenen seinen frühen Hingang in der Mitte der Zwanziger mit stoischem Gleichmut tragen würden. Dennoch wäre seine Eitelkeit durch das, was nun wirklich geschah, ein wenig verletzt worden.
Das Leben, heißt es, wäre wie ein Lichtpünktchen, das irgendwo im Dunkeln auftauchend einen leuchtenden Bogen im Raum beschreibt, um dann im Nu wieder zu verlöschen. (Man muß gesehen haben, wie an Großkampftagen die Lichter im Raum verpufften der Tod – trat Funken aus.) Nun, so geht es uns allen. Nur tragen wir uns in unserer Eitelkeit mit der Hoffnung, die ziemlich verzwickte und meist nicht sehr glänzende Bahn .....

Inhalt
Prolog ................. 5
Erster Teil ......... 36
Zweiter Teil ..... 120
Dritter Teil ....... 260
Nachwort ........ 429

Titel des englischen Originals: Death of a Hero
Übersetzung aus dem Englischen von Dagobert von Mikusch
Mit einem Nachwort von Günter Walch

Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar
Gustav-Kiepenheuer-Bücherei 58

1. Auflage 1985 [1. - 8. Tsd.]

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