22 Dezember 2023

Harald Korall: Die Tote an der Waisenhausmauer – Sieben Kriminalfälle

 »Tatsächliche Verbrechensvorgänge machen betroffener als erfundene, wirkliche Täter bestürzen mehr als erdachte. Und die Beschreibungen ihrer Handlungen und Motive sind alles andere als ausgeklügelte Denkspiele«, schreibt Harald Korall in den Vorbemerkungen zu diesem Band.
Sieben authentischen Kriminalfällen aus vier Jahrzehnten ist der Autor nachgegangen, hat aus Täterbefragungen und Zeugenaussagen, aus Gerichtsgutachten und Protokollen, aber auch mit erzählerischer Phantasie die Fälle rekonstruiert – wie es war oder doch hätte gewesen sein können, wie es hatte dahin kommen können, daß ein junger Mann seine Freundin tötete, daß eine Studentin Opfer eines Sexualverbrechens wurde, eine geschätzte Buchhalterin als Rentnerin raffinierte Betrugsmanöver gestehen mußte, ein Kind eines gewaltsamen Todes starb ...
Tatsächliche Verbrechensvorgänge machen betroffen die Betroffenheit des Autors teilt sich dem Leser mit.
» ... Einfühlung ist im Spiel, Lebens- und vor allem Sachkenntnis, die durch Fakten aus den Polizeiakten und Recherchen an den Schauplätzen erhärtet wird; auch mit den Emotionen, Fragen und Urteilen dessen, der da erzählt, wird nicht hinterm Berge gehalten.
Keinen Moment lang hatte ich den Eindruck, einen der üblichen Kriminalberichte zu lesen, in denen sich der Verfasser sozusagen zum publizierenden Staatsanwalt aufwirft und noch einmal alle Momente kommentiert, die zur Verurteilung des Schuldigen führten. In Koralls Texten waltet eine andere Darstellungsstrategie. Er weiß und gibt das an einer Stelle auch zu erkennen, daß die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Gerichtsprozeß nur einen Ausschnitt aus den komplexen Zusammenhängen erfassen können, die bei einem Verbrechen gewirkt haben.«
(Reinhard Hillich in »ndl« über »Die Tote an der Waisenhausmauer« von Harald Korall)

Einige Sätze zuvor
Tatsächliche Verbrechensvorgänge machen betroffener als erfundene, wirkliche Täter bestürzen mehr als er- dachte, und die Beschreibungen ihrer Handlungen und Motive sind wohl alles andere als kunstvoll erklügelte Denkspiele. Kriminalfälle, so gesehen, so dargestellt, sind gewiß nicht Teil der Unterhaltungsbranche, sondern haben ihre Chance auf Realismus. Indem sie Grenzfälle unserer Wirklichkeit ins Bild bringen, können sie präzise von sozialen Gegebenheiten und Prozessen erzählen, von Erreichtem und Zurückgebliebenem. (Daß Kriminalfälle aus vier Jahrzehnten zugleich einen Wandel in manchen Verbrechensarten und Tatmotiven wie in den Rechtsauffassungen und -praktiken zu dokumentieren vermögen, können die vorgeführten Geschichten vielleicht wenigstens andeuten.)
Jedenfalls sind die folgenden Texte im Zusammenhang mit solchen Überlegungen entstanden. Die Namen der Personen sind nie, die Örtlichkeiten selten exakt genannt. Die Gründe dafür werden sich beim Lesen finden lassen! Wo das authentische Material nicht ausreichte, ist die Phantasie bemüht worden (insbesondere beim »Feinen Herrn«). Im Grunde ist sie, im Rahmen der durch die wirklichen Vorgänge abgesteckten Grenzen, wohl immer im Spiel.
Ich danke besonders dem früh verstorbenen damaligen Bezirksstaatsanwalt Dr. Trautmann, Halle, mit dessen Unterstützung mir die Mehrzahl der Fälle auch aus den Akten zugänglich wurde.
H. K.

Inhalt:
Einige Sätze zuvor ..... 3
Zwei Pferde ..... 4
Die Apostelbrücke ..... 13
Reisendes Volk ..... 31
Ein feiner Herr ..... 79
Die Tote an der Waisenhausmauer ..... 143
Großmutter, warum machst du so große Augen ..... 213
Das Kind im Koffer ..... 243

Einband: Erhard Grüttner

Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig

1. Auflage 1984
2. Auflage 1986
3. Auflage 1988
4. Auflage 1990

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