21 Dezember 2023

Jorge Amado: Das Land der goldenen Früchte

Vor ihm liegt das Meer, unaufhörlich branden die Wellen gegen den Strand. Carlos Zude vernimmt in seinen von Berechnungen und Spekulationen erfüllten Nächten dieses ewige Rauschen. Manchmal schweifen seine Gedanken ab, zu den riesigen Kakaoplantagen, die einsam und still hinter dem Fluß und den Hügeln liegen. Carlos Zude kennt sie kaum. Er besucht sie nur, wenn deren Besitzer ihn als Freund und Kunden zu einer Hochzeit oder Kindtaufe einladen. Und jedesmal bestaunt er mit den Augen des Städters die ungeheure Weite der Pflanzungen, wo Baum an Baum goldene Früchte trägt, die den Reichtum des Landes bedeuten. An solchen Tagen kommt er sich klein und vergänglich vor, ohne tiefere Bindung an diesen Boden. Er, der Geschäftsmann und Exporteur, ist in der Welt des Kakaos lediglich ein Vermittler, angewiesen auf die Gunst der Plantagenbesitzer. Er hat hier erst spät Fuß gefaßt, doch will er selber Wurzeln schlagen in dieser schwarzen, fruchtbaren Erde, will er selber Plantagen besitzen. Und er faßt einen Plan.
Fast über Nacht erzielt der Kakao – recht unerklärlich für viele – märchenhafte Preise. Ilhéus, die Metropole der Region, verwandelt sich in einen Ort bedenkenloser Verschwendung. Mit vollen Händen geben die Pflanzer ihr Geld aus. Carlos Zude aber rechnet, spinnt seine Netze, um reiche Ernte zu halten, wenn für seine Kontrahenten der Tag des bösen Erwachens gekommen ist. Mit der Sachlichkeit und verhaltenen Leidenschaft des Chronisten schildert Jorge Amado in diesem Roman den gesellschaftlichen Umbruch in einer der fruchtbarsten Regionen Brasiliens. Das bereits in „Kakao“ gestaltete Epos der heroischen Landnahme verkehrt sich hier zur tragikomischen Farce.

Schutzumschlag: Werner Klemke

Ausgewählte Werke in Einzelausgaben

Titel der brasilianischen Originalausgabe: São Jorge dos Ilhéos
Aus dem Portugiesischen von Roland Erb

Verlag Volk und Welt, Berlin

in der Neuübersetzung aus dem Portugiesischen von Roland Erb
1. Auflage 1978

in der Übersetzung von Herbert Bräuning
nach der französischen Ausgabe „La Terre aux Fruits d´Or“

1. Auflage 1953
2. Auflage 1953
3. Auflage 1955
4. Auflage 1957
5. Auflage 1962

auch erschienen als:
Roman-Zeitung ; 1952, Nr 11 = 41
1. Auflage 1952  

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