«Ein Stein, der all seiner Freiheit beraubt und vom Brett entfernt wird, gleicht jemandem, der mit einer Schlinge erdrosselt wird. Einmal tot, kann er niemals wieder belebt werden. Andererseits gleicht ein Stein, der vorerst ohne Fluchtmöglichkeiten völlig vom Feinde umzingelt ist, aber vorläufig noch mit einigen Freiheiten behaftet auf dem Brett bleiben darf, einem Gefangenen. Obwohl es keine augenblickliche Aussicht auf Flucht gibt, kann er eventuell in ferner Zukunft, bei richtiger Kampftechnik, aus seinem Gefängnis unter Beihilfe von Freunden entfliehen.»
Go, das älteste Brettspiel der Welt, verbindet zwei zeitlich weit entfernt liegende Fälle auf rätselhafte Weise. Dr. Baum war ein leidenschaftlicher Go-Spieler und trug immer zwei Steine aus Elfenbein bei sich. Als man zwanzig Jahre später an der Autobahn nach Prenzlau bei einer verkohlten Leiche solche Spielsteine findet, einen schwarzen und einen weißen, glaubt man zunächst, den Mann aus der Vergangenheit vor sich zu haben. Doch der Ermordete ist nicht Dr. Baum ...
Mit einer Wirklichkeitsnähe, die oft den Eindruck der Authentizität erweckt, schrieb Günter Karau einen Roman über Spionage und Spionageabwehr. Das Doppelspiel im Untergrund vollzieht sich beinah lautlos, doch mit einer Härte, die für den Außenstehenden kaum vorstellbar ist. Die ständige Gefahr, entdeckt zu werden, der mutige Einsatz des eigenen Lebens korrespondieren in unaufdringlicher Weise stets mit dem politischen Hintergrund. Sein oder Nichtsein, Frieden oder Krieg, das sind auch hier die wichtigsten Momente, für die sich die handelnden Personen entscheiden müssen.
Buchanfang:
Vorbemerkung des Verlages
Verehrte Leser,
Sie werden, wie mit jedem halbwegs brauchbaren Buch, auch mit diesem Ihre Schwierigkeiten haben. Es handelt sich nämlich in Wahrheit um drei Bücher in einem.
Sie, der wissensdurstige Leser, werden sich auf die Nachbemerkung am Schluß konzentrieren. Richtig! Ohne Umstände und größeren Zeitverlust sind Sie um eine bemerkenswerte Fertigkeit reicher und können nun mit dem Go, dem ältesten Brettspiel der Welt, beginnen.
Sie jedoch, der erfahrene Leser, haben schon bald die Konstruktion des Ganzen durchschaut und werden folgerichtig zuerst die ungerade, dann die gerade numerierten Kapitel lesen. Welch ein Gewinn! Statt, wie so oft, eine Geschichte in zwei Bänden zu lesen, lesen Sie jetzt zwei Geschichten in einem Band, eine alte und eine neue, und die alte ist so neu wie die neue und die neue so alt wie die alte, man könnte glauben, es wären Geschichten von Spionage und Spionageabwehr, aber alles läuft auf dieselbe Tugend des Menschen hinaus: Neugier und Altgier wo ist da der Unterschied?.
Nun aber der gründliche Leser! Den Klappentext, natürlich, verachtet er – Reklame! Dann jedoch, als echter Genießer, der in jedem geistigen Abenteurer steckt, beginnt er mit dem Titel und endet erst mit der letzten Seite – tut es nicht umgekehrt! So wird ihm der Genuß zuteil, angemessen bezahlt zu haben, was gar nicht zu bezahlen ist, die Erkenntnis nämlich, daß ein Weg, auch ein Lebensweg, im wesentlichen aus drei Teilen besteht: aus dem Entschluß loszugehen; aus der Kraft, unterwegs nicht haltzumachen oder umzukehren; und schließlich auch aus dem Glück, endlich anzukommen.
Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
1. Auflage 1983
2. Auflage 1984
3. Auflage 1985
4. Auflage 1989
Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
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