Da meint ein Mann, das Theaterspielen schließe eine verwerfliche Zusammenarbeit ein und sei deshalb abzulehnen. Da verkündet ein Mann, er erkenne weder göttliches noch menschliches Recht an – er selbst sei seine Rechtsquelle. Da brilliert ein Mann mit dem auffälligen Bonmot: «Eigentum ist Diebstahl!» Da spitzt ein Mann zu: «Die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schaffende Lust!»
Diese vier Männer – William Godwin, Max Stirner, Pierre Proudhon, Michail Bakunin – könnte man als die Väter des Anarchismus bezeichnen. Sie und noch so mancher andere treten in diesem Buch auf. In biographisch-historischen Skizzen umreißt der Autor Entstehen und Wege des Anarchismus im 19. und 20. Jahrhundert. Welchem Boden entsprießt er? Ist Anarchismus mit Unordnung, Chaos, Zersetzung gleichzustellen? Bedeutet Anarchismus stets auch Terrorismus? Was sagten die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus zu dieser Erscheinung? Und in welcher Weise reagierten sie?
Fragen über Fragen, auf die das vorliegende Buch Antwort zu geben versucht.
Rund 200 Jahre Geschichte, vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ende unseres Jahrhunderts, erfaßt die Darstellung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Sie verfolgt die Wege, besser Irrwege, des Anarchismus in verschiedenen geschichtlichen Situationen bis hin zu den terroristischen Auswüchsen im Westeuropa der Gegenwart.
«Bomben, Blut und Bitterkeit« – der Titel benennt in kurzer Formel Wesen und Schicksal einer gesellschaftlichen Bewegung, die stets aufs Ganze setzte – und nichts gewann.
Buchanfang:
Kein mysteriöser Fall
Man schreibt den 25. Juli 1978, einen Dienstag. Es ist gegen drei und die Morgendämmerung erst zu ahnen. Die Vögel haben ihren Frühgesang noch nicht begonnen. In der am Südrand der Lüneburger Heide gelegenen niedersächsischen Kreisstadt Celle deutet nichts darauf hin, daß gerade in diesen Minuten, exakt um 2.54 Uhr, eine Bombe detonieren wird. Das nun geschieht an der Betonmauer des Gefängnisses, der Justizvollzugsanstalt – wie es amtlich heißt –, die sich im Uferbereich der Aller befindet. Es gibt keine Augen-, sondern nur Ohrenzeugen, und die können lediglich über ein Explosionsgeräusch berichten, sonst nichts. Wurde die Bombe ferngezündet? Von wo aus? Hielten die oder der Täter sich in der Nähe des Geschehens auf? Niemand wurde gesehen; Autogeräusche sollen kurz nach der Detonation gehört worden sein.
Bei Tagesanbruch wird offenbar: In die Betonmauer ist ein Loch gerissen worden. Am Allerufer finden die Ermittlungsbeamten ein Schlauchboot mit Tarnanstrich und 450 Meter in Richtung Gefängnis verlaufendes Zündkabel.
Bald schon scheint klar, worum es bei dem Anschlag gegangen ist. Ein Bericht in der «Celleschen Zeitung» drei Tage später informiert die alarmierte Öffentlichkeit: «Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei deutet alles darauf hin, daß der Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt in Celle von terroristischen Gewalttätern verübt worden ist ... Wie berichtet, ist in der Celler JVA an der Trift der Bankräuber und Geldbeschaffer der Baader- Meinhof-Gruppe, Sigurd Debus, inhaftiert.» ......
Inhalt:
Kein mysteriöser Fall ..... 5
August Bebel klärt auf ..... 10
Willst du meinen Tisch? ..... 20
Mir geht nichts über Mich ..... 26
«Die wahre Herrschaft ist die Anarchie» ..... 33
Lust der Zerstörung ..... 45
Die «Schwarze Hand» und die Handschrift Bakunins ..... 67
«Attentäter Seiner Majestät» ..... 78
Eine große Zeit der Spitzel ..... 86
Auf dem Heumarkt von Chicago ..... 95
Mit Dynamit gegen den Zarismus ..... 108
Nichts außer Phrasen ..... 122
Schwarz in der roten Revolution ..... 131
Dreimal verriet er die Sowjetmacht ..... 152
Manches harte und bittere Wort ..... 169
In der ersten Schlacht des zweiten Weltkrieges ..... 184
Wie ein Maulwurf... ..... 207
Typen, Taten, Tote ..... 227
Betrug mit Rot ..... 253
Anhang ..... 256
Quellen - Anmerkungen ..... 265
Einband und Schutzumschlag: Günter Lück
Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
Reihe: Ereignisse Tatsachen Zusammenhänge
1. Auflage 1987
2. Auflage 1990
Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wichtiger Hinweis
Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.