30 Januar 2024

Marlene Dietrich: Nehmt nur mein Leben ... – Reflexionen

Klappentext:
Millionen in der Welt sahen ihre Filme, hörten ihre Chansons und ließen sich über Jahrzehnte hinweg von ihrem Gesicht, ihrer Stimme, ihrer sinnlichen Ausstrahlung faszinieren. Unter den großen Stars der Leinwand und der Bühne ist Marlene Dietrich einer der größten. In diesem Band erzählt sie die Geschichte ihres Anfangs und ihres kometenhaften Aufstiegs. Sie beschreibt, wie sie mit Josef von Sternberg den unsterblichen »Blauen Engel« drehte und ihre Darstellung der Lola-Lola sie über Nacht berühmt machte; wie sie im zweiten Weltkrieg an den verschiedenen Kriegsschauplätzen vor Truppen auftrat und wie sie in den sechziger Jahren eine neue, inzwischen legendäre, erfolgreiche Karriere als Sängerin und Bühnenstar begann. Marlene Dietrich erzählt von ihrer Kindheit in Berlin, von den großen Freundschaften ihres Lebens zu den Schauspielern Jean Gabin, Gary Cooper, Orson Welles, zu den Dichtern Ernest Hemingway, Erich Maria Remarque, zu den Sängern Frank Sinatra, Edith Piaf und Noel Coward – von den Menschen, mit denen sie lebte, ihrem Mann und ihrer Tochter Maria. Wir hören von Künstlern, mit denen sie in allen Studios der Welt arbeitete, den Regisseuren von Sternberg, Ernst Lubitsch, René Clair, Billy Wilder, Alfred Hitchcock und Stanley Kramer. Ihre Worte über Liebe und Freundschaft sind bewegend und ehrlich. Dies ist ein Buch einer der ungewöhnlichsten Frauen unseres Jahrhunderts.

Buchanfang:
Dieses Buch ist niemandem, den ich kenne, gewidmet.
Es ist den Lesern gewidmet, die mich gern auf der Leinwand und auf der Bühne sahen, die mir das Leben erleichtert haben, so daß ich Geld verdienen konnte, Steuern bezahlen konnte und die flüchtigen Freuden des Lebens genießen konnte.
Ich hoffe, dieses Buch wird Ihnen gefallen – und ich hoffe auch, daß Sie mit mir ein wenig lächeln werden.

Vorwort
Ich schreibe, um Dinge richtigzustellen. Sehr viele Unwahrheiten sind über mich veröffentlicht worden – und oft genug nur, um auf meine Kosten Geld zu verdienen. Ich war nie in der Lage, diese Veröffentlichungen zu verhindern. Entweder waren sie, wenn ich davon hörte, schon längst erschienen, oder die Gesetze in den betreffenden Ländern boten keinen hinreichenden Schutz gegen Verleumdung und Verletzung des Persönlichkeitsrechts.
Alle diese »Biographen« besaßen leider nicht den Anstand, sich mit mir in Verbindung zu setzen, ehe sie ihre Bücher schrieben. Ernest Hemingway nannte solche Leute »Parasiten«. Wenn man mich an den Bühneneingängen der Theater darum bat, solche Bücher zu unterschreiben, habe ich mich geweigert. Doch das ist keine Lösung des Problems.
Ich spreche nicht gern über mein Leben. Aber da anscheinend ein allgemeines Interesse vorliegt, schreibe ich dieses Buch. So kann auch ich nur versichern, daß ich versucht habe, die Ereignisse, die mein Leben bestimmen, aufrichtig und den Tatsachen entsprechend darzustellen.
Ich habe nie Tagebücher geführt. Ich habe mich selbst nie ernst genug genommen, um niederzuschreiben, was ich Tag für Tag tat. Der Ruhm, der plötzlich auf mich herabfiel, bedeutete mir nichts. Ich war mir lange Zeit nicht einmal dieses Ruhms bewußt. Als der Ruhm für mich Wirklichkeit wurde, war er eher lästig, hemmend und gefährlich. Ich bin, im Gegensatz zu vielen Schauspielern, wahrscheinlich keine »Komödiantin«, ich liebe es auch nicht, auf Straßen und Flugplätzen erkannt und von Fremden angesprochen und bewundert zu werden.
Viele Schauspieler verändern sich, wenn sie den ersehnten Ruhm erlangt haben. Ich nicht. Ich hatte immer eine Laissezaller-Einstellung, die man selten bei jungen Schauspielern findet. Was auch immer die »Biographen« behaupten, ich war nie reklamesüchtig, tat nie etwas nur der Reklame wegen. Genau das Gegenteil war der Fall, sehr zum Kummer der Filmgesellschaften, für die ich arbeitete. Ich habe auch nie Fotos, Zeitungsausschnitte oder Kritiken gesammelt. Ich gab die verlangten Interviews, um meine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, aber das war auch alles.
Ich schrieb, wie gesagt, auch keine Tagebücher. Man kann sich nicht ganz auf sein Gedächtnis verlassen. Wir alle haben Erinnerungen und Eindrücke, die vielleicht nicht immer ganz stimmen oder wahrheitsgetreu sind. Meine Mutter ist tot; ich kann sie daher nicht nach Begebnissen meiner Kindheit oder meiner Jugend fragen.

Mein Name ist Marlene Dietrich – das ist kein »Bühnenname«, wie so oft geschrieben wurde. Fragen Sie irgendeine Schulfreundin von mir, sie wird Ihnen das gleiche sagen!
Ich war sehr dünn und blaß als Kind, mein Haar war rötlichblond. Dieses rötlichblonde Haar gab mir eine weiße Gesichtsfarbe, eine ziemlich durchsichtige Haut, die den Rotblonden eigen ist. Ich sah ziemlich krank aus.
Meine Familie hatte Geld; ich bekam die beste Erziehung. Gouvernanten und Privatlehrer lehrten mich »Hochdeutsch« zu sprechen, die Sprache in ihrer reinsten, edelsten Form, nicht vom Dialekt gefärbt. Und Französisch und Englisch lernte ich schon in meiner Kindheit dank meiner Mutter.

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin

1. Auflage 1984
2. Auflage 1985

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