18 September 2024

Detlef Niese: Thoms der Seemann

Einbandtext:
Vom Meer träumt Thoms, von Bezwingern des Pols und von harten Bewährungsproben. Zunächst aber hat er Mühe, seine Klasse, die in einem neuen Wohngebiet erst zusammenwachsen muß, für eine Fahrt zur Ostsee zu begeistern. Nicht um faul in der Sonne zu liegen, nein, unter Thoms' Kommando soll in der maikühlen See getaucht und nach einem Wrack gesucht werden. Selbst Jens, der sein Freund sein möchte, zaudert angesichts von Abhärtungsprogrammen und Tauchübungen. Und Markus? Von der Clique Wörmanns, der ihn so demütigt, will er sich endgültig befreien. Was könnte er mit einem Freund wie Thoms alles bewerkstelligen! Doch wird Markus nicht nur „Hilfsmatrose“ sein auf dem Schiff, das Kapitän Thoms führt? Bedeutet Freundschaft, daß nur einer das Sagen hat?

Buchanfang:
Es ist kurz vor sieben Uhr. Thoms wirft sich auf die andere Seite. Gleich wird die Tür aufgehen: Tomilein, aufstehn. Das muß Mutti langsam lassen, findet er, schließlich ist er dreizehn.
Über dem Bett der Kapitän und sein Dampfer. Das Poster stammt aus dem Schiffahrtsmuseum. Schiffe haben es Thoms angetan. Überhaupt das Meer. Das Meer, Eugen und das Wrack.
»Tomilein, aufstehen, es ist soweit. Die Milch ist angebrannt. Tschüß! Denk an die Kartoffeln. Wir kommen heute später.«
»Jaaa.« Thoms dehnt sich und sackt zusammen. Noch drei Minuten. Sorgen quälen ihn. Die Klassenfahrt – erst hatten alle die große Klappe und wollten mit. Und nun?
Drei Wochen war er im Sommer mit seinen Eltern bei Lina, der Oma aus dem Rügendorf. Morgens aufs Rad und den dünnen Feldweg hinunter zum Meer. Immer war es anders, das Meer. Aber hier, wenn er aus dem Fenster sieht: riesige Häuser und hundert stumme Fenster.
Er knipst das Radio an: Findigs. Unter dem Telefon klemmt ein Zettel von Mutti. In der Küche riecht es angebrannt. Thoms angelt aus dem Kühlschrank eine Tüte Milch. Die Küche von Oma Lina fällt ihm ein. Uralt alles. Im weißen Schrank hängt ein Leinenläufer: »Ernst im Sinnen – weiß das Linnen«; und draußen auf dem Hof gackern jetzt bestimmt die Hühner.
Nachrichten. Thoms schneidet die Schrippe auf und schmiert Honig drauf. – In El Salvador haben sie vier holländische Journalisten ermordet. – Die Wandzeitung! Er hat sie vergessen.
Frau Hahnfeld schreit unten. Sicher wieder der Junge. Er bekommt eine geheimnisvolle Medizin und wächst und wächst nicht. Jeden Morgen holt ihn ein Taxi.
Waschzeit. Er blickt in den Spiegel: Es geht, der Klassenclown Markus Ebert hingegen hat tausend Pickel im Gesicht, der Fridolin.
Aus dem Wohnzimmer dringt der Wetterbericht: acht Grad, Regen. Schöner Frühlingsanfang. Trotzdem will er sein Rad heute zum Mechaniker bringen.

Illustrationen von Dieter Müller
Für Leser von 12 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1986

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