31 Oktober 2024

Friedemann Behr: Mein Jahr 1945

Klappentext:
Aus der Sicht eines vierzehnjährigen Jungen beschreibt der Autor das Ende der Naziherrschaft und den Neuanfang im Jahre 1945. Die Zitate aus Büchern und Zeitungen, die jedem Kapitel vorangehen, stellen das, was Friedemann Behr als Schüler in einer thüringischen Kleinstadt selber erlebte, in einen größeren Zusammenhang. So versteht sich dieses Erinnerungsbuch als eine eindeutige Absage an Krieg und jede Art von Gewalt.
„Mein Jahr 1945" wird bei denen, die diese Zeit bewußt miterlebt haben, Interesse, aber auch Betroffenheit auslösen.
Der jüngeren Generation vermittelt es einen Einblick in die Erlebnis- und Gefühlswelt von Kindern – heute sind es die Eltern und Großeltern – deren Spiele, Gedanken und Träume vom harten Geschehen des Krieges und seiner Folgen geprägt wurden.

Buchanfang:
„In der Zeit des Hitlerregimes bezeichnete man Hirngeschädigte, Krüppel und andere Kranke als lebensunwertes Leben und tötete viele von ihnen. In einem Mathematischen Lehrbuch zum Gebrauch für deutsche Kinder aus dieser Zeit (1935) finden sich folgende Rechenaufgaben:
Aufgabe 95: Der Bau einer Irrenanstalt erfordert 6 Millionen Reichsmark,
                   wie viele Siedlungshäuser zu je 15 000 RM hätte man dafür bauen können?
Aufgabe 97: Ein Geisteskranker kostet täglich 4 RM. ein Krüppel 5,50; ein Verbrecher 3,50.
                   Nach vorsichtiger Schätzung sind in Deutschland 300 000 Geisteskranke, Epileptiker usw.
                   in Anstaltspflege. Wieviel Ehestandsdarlehen zu je 1 000 RM könnten unter Verzicht auf
                   spätere Rückzahlung von diesem Geld jährlich ausgegeben werden?"
Mit einem Armbruch kam ich ins Krankenhaus, das heißt, im Krankenhaus selbst lagen verwundete Soldaten, alle anderen Patienten waren in Nebengebäuden untergebracht. Unser Zimmer befand sich im dritten Stock. Mein Arm hing im Streckverband an einem Gestänge, das am Eisenbett festgeschraubt war. So konnte ich meine Lagerstatt nicht verlassen und mußte bei Fliegeralarm oben bleiben, weil es keinen Fahrstuhl gab, der mich samt dem Bett zu den anderen in den Keller hätte befördern können. Ängstlich horchte ich auf alle Geräusche, besonders in der Nacht. An der Lautstärke der dröhnenden Flugzeugmotoren ließ sich erkennen, ob die Bomberverbände tief oder hoch flogen. .......

Schrifttum der Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen
Teil von: Anne-Frank-Shoah-Bibliothek
Schutzumschlag, Einband: Cornelia Liebig

Evangelische Verlagsanstalt Berlin
1. Auflage 1988

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