Klappentext:
In jenem denkwürdigen Jahr 1492, da Kolumbus die Neue Welt entdeckte, bestieg mit Alexander VI. aus dem Hause Borgia einer der skrupellosesten Päpste den Heiligen Stuhl. Um die mit dem hohen Amte verbundene Macht dauerhaft an das eigene Geschlecht zu binden, betrieb der Papst mit den Mitteln der Intrige und des Mordes handfeste Familienpolitik. Sein Sohn Cesare erhielt bereits in jugendlichem Alter den Kardinalshut und den Titel eines Herzogs der Romagna, und seine Tochter Lucrezia, die spätere Fürstin von Ferrara, verband ihren Namen durch drei Ehen mit einflußreichen Familien des Landes. Aber die zusammengekaufte Macht der Borgias erwies sich als wenig dauerhaft. Mit dem Tod Alexanders VI. stürzte ihr Imperium in sich zusammen. Waren Machtgier und Prunksucht auch nur eine und die dunkelste Seite der Borgias, gerade sie ist von der Geschichte in den grellsten Farben überliefert und durch schaurigschöne Legenden erweitert worden.
Der Dichter Klabund (1890-1928) hat die vorgefundenen Überlieferungen frei verwendet und kraft der Phantasie und Originalität seiner Erzählkunst jene bunte und widerspruchsvolle Welt wieder lebendig werden lassen. Im Zentrum der gedrängten, lebensprallen Episoden, die in schneller Folge einander ablösen und das Tempo der Handlung diktieren, stehen die zerstörerischen Leidenschaften der Borgias. Ihr Schicksal war für Klabund ein sinnfälliges Beispiel, daß Macht, ohne Moral ausgeübt, nicht beständig sein kann. Im historischen Kostüm der Borgias hat der bereits todkranke Dichter eigene Lebenserfahrungen zusammengefaßt und zugleich seiner Sehnsucht nach einer humaneren Welt Ausdruck gegeben.
Buchanfang:
PROLOG
Diese Buchstaben zeichne ich zur Erinnerung auf, diese Worte schreibe ich zum Gedächtnis, diese Gedanken denke ich zum Nachdenken, diese Handlungen male ich zum Danachhandeln.
Mein Name ist Johannes Goritz, geboren bin ich in Luxemburg im Deutschen Reich. Meines Standes bin ich Supplikenreferent. Mein Haus am Forum Trajanum in Rom steht allen Menschen von Kultur und Bildung offen. Vorzüglich die Deutschen, welche nach Rom kommen, pflegen mir die Ehre ihres Besuches zu erweisen. So hatte ich die Freude, Reuchlin, Copernicus, Erasmus, Ulrich von Hutten und jenen nachgerade berühmt oder berüchtigt gewordenen Mönch Martin Luther in meiner Häuslichkeit willkommen zu heißen und zu bewirten. Letzterer war, wenn ich mich recht erinnere, ein starker Esser vor dem Herrn, einem üppigen Kapaun oder feisten Schweinebraten barbarisch zugetan. Wie überhaupt Mönchisches und Barbarisches, Deutsches und Skythisches sich bei ihm wunderlich vermengten und so eine Erklärung geben für die übertriebene Ablehnung der Zustände im ‹Sündenbabel› Rom. Die Erde drehte sich damals schneller um ihre Achse. Die Menschen verloren leicht die Balance. Kometen zogen ihre Schweife über den nächtlichen Horizont. Der Saturn zeigte sein böses Licht. Vesuv und Stromboli spien Feuer. Der Kriegsgreuel, der Revolutions- und Religionskämpfe war kein Ende und der Humanität kein Anfang, obwohl jedermann von Humanismus sprach. Wie sollte ausgerechnet Rom in diesem Chaos unverrückbar sein moralisches Gleichgewicht behalten? War es ein Wunder, daß Sankt Petri Felsen zu wanken begann und die heilige Kirche in ihren Grundfesten erschüttert wurde? .....
Mit einem Nachwort von Walter Zöllner
Schutzumschlag und Illustrationen von Danuta Griese
Verlag der Nation, Berlin
1. Auflage 1985
2. Auflage 1986
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