02 Februar 2025

Erika Buchmann: Die Frauen von Ravensbrück

VORWORT
Dort, wo sich das größte deutsche faschistische Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück befand, erhebt sich heute, dank der Initiative der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der großzügigen Spenden der Bevölkerung der DDR, eine würdige Mahn- und Gedenkstätte. Im ehemaligen Arrestbau des Lagers wurde ein Museum eingerichtet, das von den unsagbaren Leiden der 132 000 Frauen und Kinder aus 23 europäischen Nationen zeugt, die von den faschistischen Massenmördern hierher verschleppt und von denen 92 000 vernichtet wurden. Dieses Museum berichtet gleichzeitig von dem heldenhaften Kampf der mutigen Frauen, die als Gefangene des „Dritten Reiches“ hier im KZ ihren Kampf gegen Krieg und Faschismus fortsetzten. Von ihnen sagt die große deutsche Schriftstellerin Anna Seghers:


           „Sie sind unser aller Mütter und Schwestern. Ihr könntet heute
           weder frei lernen noch spielen, ja, ihr wäret vielleicht gar nicht
           geboren, wenn solche Frauen nicht ihre zarten, schmächtigen
           Körper wie stählerne Schutzschilde durch die ganze Zeit des
          faschistischen Terrors vor euch und eure Zukunft gestellt, hätten.“

Auch der vorliegende Bericht über das ehemalige „FKL Ravensbrück“ dient dem Gedenken und der Mahnung. Er entspricht in seiner Kapitelfolge dem, was im Museum Ravensbrück gezeigt wird.
Es ist die erste größere Arbeit, die über dieses faschistische Frauen-Konzentrationslager berichtet. Sie entstand aus den Erinnerungen der überlebenden Häftlinge und aus vielen Berichten und Prozeßakten. Dieses Material wurde von Erika Buchmann, die selbst jahrelang Häftling in Ravensbrück war, zusammengetragen, bearbeitet und zu dieser Broschüre zusammengestellt. Sie kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben; die Forschung wird fortgesetzt.
Der Bericht stellt die Erfüllung eines Versprechens dar, das die überlebenden ehemaligen Häftlinge ihren toten Kameradinnen gegeben haben: von ihren Leiden, ihrem Tod und ihrem Kampf zu erzählen, damit Krieg und Faschismus nie wieder erstehen können.
Die Generation, die das faschistische Mord- und Terrorsystem miterlebt hat, darf nicht vergessen. Die junge Nachkriegsgeneration muß den Faschismus kennenlernen, um ihn als den Feind der Menschheit, als den Verderber ihrer eigenen glücklichen Zukunft hassen zu lernen. Die Toten von Ravensbrück mahnen:
Nie wieder ein Ravensbrück, Buchenwald und Sachsenhausen! Für immer Schluß mit dem deutschen Militarismus und der faschistischen Reaktion, die sich in Westdeutschland wieder restauriert!
Freundschaft zwischen den Völkern!
Frieden der Menschheit, damit das Glück der Völker erblühe!

Buchanfang:
DER WEG ZU FASCHISMUS UND KRIEG
Kriege werden von Menschen gemacht, die sich von Ihnen auf Kosten des eigenen Volkes und fremder Völker noch mehr Reichtum, noch mehr Macht versprechen. Jede verschossene Granate, jeder Gefallene vermehren ihren Profit.
Josef Goebbels, der gerissene Propagandist des „Dritten Reiches“, sagte einmal: „Wir wollen uns am Getreide der Ukraine und am Öl von Baku gesundstoßen.“
Damit offenbarte er die Ziele der am ersten und am zweiten Weltkrieg Schuldigen, der Rüstungsindustriellen, der Herren der Banken und der großen Güter. Sie und die mit ihnen versippten Generale brachten im Krieg 1914 bis 1918 Millionen Menschen ihrem rücksichtslosen Verlangen zum Opfer, im Osten Deutschlands die Ukraine, im Westen die französischen Kohlen- und Erzlager zu erobern.
Die Mehrzahl der deutschen Menschen, besonders die Werktätigen, wollten keinen Krieg. Sie wußten aus Erfahrung, daß jeder Krieg auf Kosten des Volkes geführt wird. Sie kämpften für den Frieden. Aber ihre Anstrengungen blieben erfolglos, weil sie untereinander nicht einig waren. Die Führung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands stellte sich auf die Seite des Kaisers und seiner eroberungssüchtigen Generale und ermöglichte so den ersten Weltkrieg.
Die Arbeiter im Soldatenrock und in den Rüstungsbetrieben, nicht zuletzt die Arbeiterfrauen, setzten in Demonstrationen und Massenstreiks ihren Kampf unter der Führung Karl Liebknechts, Rosa Luxemburgs, Clara Zetkins, Wilhelm Piecks und anderer ........

Inhalt:
VORWORT .. .. .. 5
DER WEG ZU FASCHISMUS UND KRIEG .. .. .. 7
DIE ENTSTEHUNG DES FRAUENKONZENTRATIONSLAGERS RAVENSBRÜCK .. .. .. 10
DIE SS DIE MASSENMÖRDER VON RAVENS- BRÜCK .. .. .. 12
DIE SS-AUFSEHERINNEN .. .. .. 15
EIN SYSTEM GRAUSAMER STRAFEN .. .. .. 18
DIE HÄFTLINGE .. .. .. 23
KINDER HINTER DEM STACHELDRAHT .. .. .. 33
KATASTROPHALE VERHÄLTNISSE .. .. .. 39
40 cm PRO HÄFTLING GENÜGEN .. .. .. 42
DAS ZELT .. .. .. 44
DIE KLEIDUNG .. .. .. 46
HUNGER .. .. .. 48
ARBEIT ΕΙΝ ΜΙΤΤEL ZUR VERNICHTUNG .. .. .. 51
DIE BETRIEBE DER SS .. .. .. 53
HÄFTLINGE ALS RÜSTUNGSSKLAVEN .. .. .. 58
KRANKENREVIER IN RAVENSBRÜCK .. .. .. 69
TUBERKULÖSE SIND ABZUSCHREIBEN .. .. .. 71
DAS „IDIOTENSTÜBCHEN“ .. .. .. 73
MENSCHEN ALS VERSUCHSTIERE .. .. .. 74
TAUSEND STERILISIERUNGEN TÄGLICH .. .. .. 77
VERNICHTUNG VON SCHWANGEREN UND SÄUGLINGEN .. .. .. 79
TYPHUS-EPIDEMIE .. .. .. 81
SS-ÄRZTE ALS LEICHENFLEDDERER .. .. .. 83
MÄDCHENHÄNDLER IN SS-UNIFORM .. .. .. 85
TÖDLICHE INJEKTIONEN .. .. .. 86
TÖTUNG DURCH GIFT .. .. .. 87
SS-ÄRZTE HELFEN BEI MASSENERSCHIESSUNGEN .. .. .. 89
TRANSPORT IN DIE VERGASUNG .. .. .. 95
TRANSPORTE IN DIE GASKAMMERN VON AUSCHWITZ UND LUBLIN .. .. .. 101
MASSENMORD DURCH VERGASUNG IN RAVENSBRÜCK .. .. .. 103
INTERNATIONALE SOLIDARITÄT UND ANTIFASCHISTISCHER WIDERSTAND
IN RAVENSBRÜCK .. .. .. 120
DIE NATIONALEN WIDERSTANDSGRUPPEN .. .. .. 122
RETTET DIE KINDER! .. .. .. 134
SIE GABEN MIR DIE KRAFT ZUM LEBEN .. .. .. 137
KAMPF DER VERNICHTUNG .. .. .. 141
SABOTAGE IN DER RÜSTUNGSPRODUKTION .. .. .. 145
DIE BEFREIUNG RAVENSBRÜCKS .. .. .. 150
MAHN- UND GEDENKSTÄTTE RAVENSBRÜCK .. .. .. 154
GELÖBNIS .. .. .. 160
SCHLUSSWORT .. .. .. 161
MAHNRUF DER TOTEN FRAUEN VON RAVENSBRÜCK .. .. .. 165

Herausgegeben vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der Deutschen Demokratischen Republik
Zusammengestellt und bearbeitet von Erika Buchmann
Umschlagentwurf: Helmut Krebs

Kongreß-Verlag, Berlin
1. Auflage 1959 [1.-20. Tsd.]
2. Auflage 19?? [21.-30. Tsd.]
3. Auflage 1960 [31.-57. Tsd.]
4. Auflage 1961 [58.-77. Tsd.]

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