Buchanfang:
VORWORT
Dieses Buch über die Geschichte des Zeiss-Werkes von seinen Anfängen bis zur Gegenwart ist das Ergebnis neuer Formen der Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften. Ein größeres Kollektiv von Historikern, Ökonomen, Parteiarbeitern und Mitarbeitern des Zeiss- Werkes in Jena hat in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit in verhältnis- mäßig kurzer Zeit den Beschluß der Kreisleitung Jena-Stadt der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands erfüllen können, in Zusammenarbeit mit der Werkleitung und der Parteileitung des VEB Carl Zeiss Jena eine wissenschaftliche Darstellung der Vergangenheit und Gegenwart des größten feinmechanisch-optischen Betriebes der Welt zu schreiben.
Die Geschichte des Zeiss-Werkes vor 1945 ist Bestandteil der Geschichte des deutschen Imperialismus, der die deutsche Nation und das deutsche Volk in zwei großen Weltkriegen an den Rand der Katastrophe brachte.
Nach dem Umfang des Kapitals und des Vermögens, über das die Zeiss-Manager verfügten, stand der Konzern hinter den großen Monopolgesellschaften anderer Industriezweige zurück. Dennoch waren die Zeiss-Konzernherren an der Vorbereitung und Durchführung der Weltkriege ebenso interessiert und beteiligt wie die Beherrscher anderer deutscher Rüstungskonzerne. Sie gehörten zur Gruppe der reaktionärsten deutschen Monopolisten, die sich durch einen Krieg die Weltherrschaft zu erringen hofften.
In den bisherigen Untersuchungen über die Rolle des deutschen Monopolkapitals standen meist die großen und bekanntesten Monopolverbände im Vordergrund. Nicht minder wichtig für die Entlarvung der aggressiven Rolle des deutschen Imperialismus sind Darstellungen, die die Tätigkeit von Konzernen untersuchen, die nur bestimmte, eng begrenzte technische und wissenschaftliche Gebiete beherrschen, die aber gerade für die Ausrüstung moderner Armeen von großer Bedeutung sind. Dazu gehören u. a. die Feinmechanik, Optik und Elektronik, deren wissenschaftliche Entwicklung auch im Bereich des Waffenwesens wie Lenkwaffen, Raketen und andere moderne Luft- und Seekampfmittel weit vorangeschritten ist. Die Konstruktion dieser modernen Waffen ist gegenwärtig ohne den Einsatz der Elektrotechnik, der Optik und Feinmechanik undenkbar. Deshalb gehören in den kapitalistischen Ländern vor allem die Monopole und Unternehmen dieser Industriezweige neben der chemischen Industrie zu den
Verfechtern einer Politik des Wettrüstens und der atomaren Bewaffnung.
Die imperialistische Periode der Geschichte des größten feinmechanisch-optischen Konzerns hat bisher nur im Osten Deutschlands, in der Deutschen Demokratischen Republik, ein Ende gefunden. Die Zerschlagung des Faschismus durch die Sowjetarmee und der beharrliche, zielstrebige Kampf der deutschen antifaschistischen Kräfte unter der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands hat dem Treiben der Zeiss-Konzernherren in einem Teil Deutschlands einen Riegel vorgeschoben. Seit 1948 gehört das Werk den Arbeitern, Angestellten und Wissenschaftlern, die mit ihrer Hände Arbeit und mit den Ergebnissen ihrer Forschung den alleinigen Anteil daran haben, daß die Jenaer Zeiss-Geräte Weltruf errungen haben. Es war die Kraft der Arbeiterklasse und ihrer Partei, die das Werk aus dem Niedergang, in den es die Zeiss-Manager und faschistischen Wehrwirtschaftsführer während des Krieges manövriert hatten, zu neuer Blüte führte.
Auch die Klassenkämpfe im Zeiss-Werk sind Beweis für die historische Lehre, daß die Kraft der Arbeiterklasse in ihrem geschlossenen und einheitlichen Kampf gegen die reaktionärsten Kräfte des deutschen Imperialismus und Militarismus liegt. Die Schaffung der Einheit der Arbeiterklasse und aller anderen demokratischen und antifaschistischen Kräfte war das Unterpfand des Sieges über die Konzernherren. So entstand der heutige sozialistische Großbetrieb in Jena.
Die Autoren waren bemüht, den zusammenhängenden und gesetzmäßigen Prozeß der Entwicklung des Zeiss-Werkes vom Stammbetrieb des Konzerns zum sozialistischen Betrieb in seinen Grundzügen darzustellen. Der Schwerpunkt der Darstellung lag in der Analyse der Klassenkräfte in den jeweiligen Perioden der Geschichte des Zeiss-Werkes, ihrer politischen Aktionen und ideologischen Konzeptionen sowie der Ergebnisse der Kämpfe und Auseinandersetzungen. Die Verfasser haben sich dabei stets davon leiten lassen, daß der Kampf der Jenaer Zeiss-Arbeiter Teil des gesamtnationalen Kampfes der deutschen Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten gegen die Todfeinde des Proletariats und der ganzen Nation war und ist.
In der Darstellung konnte keine Vollständigkeit erreicht werden. Bei der Anlage des Buches wurde deshalb davon ausgegangen, daß einzelne Schwerpunkte, wie zum Beispiel die Auseinandersetzung mit der Stiftungslegende, Lohnsystem und Akkordfragen bei Zeiss, die Untersuchung des Problems der Frauenarbeit, die Beziehungen zur Universität u. a. m. in denjenigen Perioden behandelt werden, in denen sie eine besondere Rolle spielten und im Kampf der Zeiss-Arbeiter im Vordergrund standen. Wiederholungen und Überschneidungen konnten auf diese Weise vermieden werden.
Den Besonderheiten der Produktion dieses sozialistischen Großbetriebes unserer Republik entsprechend mußten die Fragen der Wissenschaft und die Probleme der Intelligenz und der Wissenschaftler in der Darstellung eine besondere Rolle spielen. Die Verfasser haben sich nicht das Ziel gesetzt, eine Geschichte der Technik und der Wissenschaft der Feinmechanik und Optik mit ihren verwandten Gebieten zu schreiben. Es sollte auch keine Chronik der Entwicklung der einzelnen Warengruppen und Produktionsbetriebe des Werkes werden. Die Geschichte der Technik des Betriebes und der Entwicklung der optischen Wissenschaft kann nur von den Wissenschaftlern des Werkes selbst ausgearbeitet werden. Im vorliegenden Buch wurden diese Fragen nur insoweit behandelt, als sie für das Verständnis der Geschichte der Klassenkämpfe der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten gegen die Monopolherren notwendig waren. In diesem Sinne glauben wir auch dem Nichtfachmann auf dem Gebiet der Feinmechanik und Optik wenigstens einen gewissen Überblick gegeben zu haben.
Der Leser eines Buches über die Geschichte des Jenaer feinmechanisch-optischen Werkes erwartet mit Recht die Würdigung der großen Verdienste und wissenschaftlichen Traditionen der Naturwissenschaftler und Forscher, die im Zeiss-Werk gearbeitet haben und mit diesem Werk die größte Zeit ihres nimmermüden und erfolgreichen Lebens verbunden gewesen sind. Die Verfasser haben es sich besonders angelegen sein lassen, der Abbeschen Schule den historischen Platz zu verschaffen, der ihr in der Geschichte der deutschen Naturwissenschaften zukommt. Mit der Würdigung der Verdienste des großen deutschen Naturwissenschaftlers Ernst Abbe und seiner Nachfolger und Schüler, deren Heimstätte das Zeiss-Werk war, wollten die Mitglieder des Kollektivs ihren Beitrag zur Klärung der Frage der Traditionen der deutschen Wissenschaft und der Bedingungen ihrer Wirksamkeit leisten. Die Person Ernst Abbes mußte naturgemäß einen breiten Raum einnehmen. Die Autoren möchten jedoch darauf aufmerksam machen, daß nicht beabsichtigt war, in diesem Buch eine umfassende Biographie Abbes vorzulegen. Es ist vielmehr ein erster Versuch, das Bleibende des historischen Wirkens Ernst Abbes – seine Verdienste als Wissenschaftler und Techniker – herauszuarbeiten und sie wohl abgewogen dem Vergänglichen seiner Tätigkeit als Kapitalist und Unternehmer gegen- überzustellen. Leider konnte die Darstellung seiner Tätigkeit als Naturwissenschaftler und Forscher nur von Gesellschaftswissenschaftlern geschrieben werden. Eine umfassende Würdigung dieser Seite des Wirkens Ernst Abbes in Jena von wirklichen Kennern der Materie steht also noch aus. Die Verfasser hoffen dennoch, mit dieser ersten, beide Seiten um- fassenden Darstellung eine Diskussionsgrundlage gegeben zu haben, auf der eine engere und fruchtbarerę Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern zustande kommen könnte.
Um dem Einwand vorzubeugen, die Autoren hätten zu wenig über das Schott-Werk als dem zweiten Betrieb der Carl-Zeiss-Stiftung, das eng mit dem Zeiss-Werk verbunden war, geschrieben, sei darauf verwiesen, daß auch für die Geschichte des Jenaer Schott-Werkes eine kollektive Arbeit vorbereitet wird. ......
Inhalt:
I. Von der Handwerksstätte zum monopolkapitalistischen Großbetrieb (1846 bis 1905)
1. Die Anfänge des Zeiss-Werkes
a) Die Gründung der Zeissschen Werkstätte in Jena 1846 .. .. .. 13
b) Die Werkstatt bis zum Eintritt Ernst Abbes (1866) .. .. .. 21
2. Ernst Abbes Bedeutung für die Feinmechanik-Optik .. .. .. 30
3. Zeiss-Geräte ebnen der Wissenschaft den Weg
(Übersicht über die Entwicklung der Warengruppen im Zeiss-Werk bis 1945) .. .. .. 58
4. Die Carl-Zeiss-Stiftung (1889) spezielle Übergangsform des Zeiss-Werkes vom Kapitalismus
der freien Konkurrenz zum Monopolkapitalismus
a) Der Unternehmer Abbe .. .. .. 121
b) Der Klassencharakter der Carl-Zeiss-Stiftung .. .. .. 130
c) Abbes Taktik im Kampf gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung .. .. .. 154
II. Als Rüstungskonzern in den ersten Weltkrieg
1. Die Konzernbildung
a) Machthungrige Konkurrenz .. .. .. 166
b) Im Rüstungsgeschäft der Vorkriegsjahre .. .. .. 180
2. Die sozialen Verhältnisse im Zeiss-Werk und die Jenaer Arbeiterbewegung vor Ausbruch
des ersten Weltkrieges .. .. .. 192
3. Profite von den Schlachtfeldern
a) Die Kriegsziele des Kaisers Kriegsziele der Manager .. .. .. 208
b) Das Arbeiterelend im Kriege .. .. .. 217
c) Friede den Hütten, Krieg den Palästen .. .. .. 227
III. In der Republik des Kapitals (1917/18 bis 1933)
1. Die revolutionäre Krise (1917/18) .. .. .. 240
2. Novemberrevolution und Sozialisierung (1918/19) .. .. .. 245
3. Revolutionäre Kämpfe gegen Verelendung und Konterrevolution (1919 bis 1923) .. .. .. 265
4. Konzentration und Zentralisation im Konzern während der Inflation .. .. .. 297
a) Realisierte Kriegs- und Inflationsgewinne .. .. .. 297
b) Getarnte Wiederaufrüstung .. .. .. 315
5. Stufen zur Macht (1924 bis 1929) .. .. .. 328
a) Gulden für Zeiss-Ikon .. .. .. 330
b) Hecht im Karpfenteich .. .. .. 345
c) Offensive auf dem Weltmarkt .. .. .. 358
6. Rationalisierung – Illusion und Wirklichkeit
a) Rationalisierung und „Wirtschaftsdemokratie“ .. .. .. 367
b) Eine verlogene Interessengemeinschaft Auftraggeber, Handlanger und Verräter .. .. .. 385
c) Die kommunistische Betriebszelle Sachwalterin der Arbeiterinteressen .. .. .. 394
7. Der Zeiss-Konzern in der Weltwirtschaftskrise (1929 bis 1933) .. .. .. 406
a) Die Krise und die Taktik der Manager .. .. .. 408
b) Der Moloch Tele .. .. .. 429
c) Arbeit und Brot durch das „Russengeschäft“ .. .. .. 441
d) Geschäftsleitung und Reformisten wieder Hand in Hand .. .. .. 450
e) Die Kommunisten im Kampf um den revolutionären Ausweg .. .. .. 457
IV. Der Zeiss-Konzern unter dem Hakenkreuz (1933 bis 1945)
1. Die Geschäftsleiter und das „Dritte Reich“. – In gleichem Schritt und Tritt .. .. .. 473
a) Die Lüge vom Widerstand .. .. .. 475
b) „Unser geliebter Führer Adolf Hitler – Sieg Heil!“ .. .. .. 486
2. Das große Kriegsgeschäft
a) Wehrwirtschaftsführer in Aktion .. .. .. 498
b) Spionage für den Krieg .. .. .. 513
c) Internationale Rüstungsjobber .. .. .. 518
3. Die Monopolisten an der Futterkrippe
a) „Denn heute gehört uns Deutschland...“ .. .. .. 525
b) „... und morgen die ganze Welt!“ .. .. .. 543
4. Hinter der Fassade der „Volksgemeinschaft“ .. .. .. 559
5. Die Helden des Widerstandes .. .. .. 569
6. Die Neuorientierung der Zeiss-Manager auf die Nachkriegszeit .. .. .. 579
V. Die Geburt des Volkseigenen Betriebes Carl Zeiss Jena und die Neuformierung der Konzernkräfte in Westdeutschland (1945 bis 1950)
1. Die Amerikaner in Jena .. .. .. 587
2. Der Einmarsch der Sowjetarmee – Beginn des demokratischen Lebens .. .. .. 603
3. Die geeinte Arbeiterklasse – führende Kraft der revolutionären Umwälzung
a) Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Unterpfand des Sieges .. .. .. 607
b) Produktion für den Frieden .. .. .. 621
c) In den Händen des Volkes .. .. .. 637
4. Die Neuformierung der Konzernkräfte im Westen und der Kampf der Zeiss- Arbeiter um Einheit
und gerechten Frieden .. .. .. 650
5. Der planmäßige Aufbau der Friedenswirtschaft
„Mehr produzieren – besser leben“ – das mutige Beispiel der Aktivisten .. .. .. 673
VI. Der Anteil des VEB Carl Zeiss Jena am Aufbau der Grundlagen des Sozialismus
in der Deutschen Demokratischen Republik. Die Restaurierung des Konzerns in
Westdeutschland (1951 bis 1955) .. .. .. 695
1. Höhere Aufgaben im ersten Fünfjahrplan .. .. .. 698
2. Partei und Gewerkschaft – Organisatoren der Masseninitiative.
a) Den Anfangsschwierigkeiten zu Leibe .. .. .. 701
b) Der erste Betriebskollektivvertrag im VEB Carl Zeiss .. .. .. 706
c) Steigende Arbeitsproduktivitätsinkende Selbstkosten .. .. .. 710
d) Auf dem Wege zu neuer Weltgeltung .. .. .. 724
e) Arbeiterklasse und Intelligenz .. .. .. 733
f) Sozialistischer Betrieb und Universität .. .. .. 742
3. Gescheiterte Anschläge auf die friedliche Arbeit
a) Rechtsprechung für den Profit .. .. .. 749
b) Die Arme der Konterrevolution sind zu kurz .. .. .. 755
c) Dialektik unserer Tage .. .. .. 765
4. Die Restaurierung des Konzerns in Westdeutschland .. .. .. 773
5. Bilanz des wachsenden Wohlstandes .. .. .. 780
VII. Frieden, Wohlstand und Sozialismus
Der VEB Carl Zeiss im zweiten Fünfjahrplan und in den ersten Jahren des.
Siebenjahrplans (1956 bis 1960) .. .. .. 794
1. Ökonomie, Wissenschaft und Technik bis zum V. Parteitag der SED
a) Auf dem Wege zum sozialistischen Arbeitsstil .. .. .. 797
b) Wissenschaftlich-technischer Fortschritt in Forschung, Entwicklung und Produktion .. .. .. 811
c) Gestiegene Produktivität hohe Rentabilität.. .. .. 832
d) Mit neuen Erfolgen zum V. Parteitag .. .. .. 840
2. Der VEB Carl Zeiss in der Periode des Sieges des Sozialismus
a) Die Auswertung des V. Parteitages: Der VEB Carl Zeiss in Aktion .. .. .. 847
b) Die Kraft der Gemeinschaft 855
c) Durch sozialistische Rekonstruktion zu höchster Arbeitsproduktivität .. .. .. 866
d) Erzeugnisse von Weltruf .. .. .. 881
e) Völkerverbindender Handel .. .. .. 886
f) Früchte sozialistischer Arbeit .. .. .. 900
Personenverzeichnis .. .. .. 925
Firmenverzeichnis .. .. .. 933
Verzeichnis der farbigen Abbildungen .. .. .. 937
Einbandentwurf: Werner Liebscher
Verlag Rütten & Loening Berlin
1. Auflage 1962
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