06 März 2025

Werner Schendell: Wilhelm von Oranien – Befreier der Niederlande

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EINLEITUNG
DAS DREIECK AN DER NORDSEE
Niederland – das kleine, zwischen Deutschland, Frankreich und Nordsee gelegene Dreieck, das Mündungsgebiet von Rhein, Maas und Schelde, war einst ein sumpfiges, kaum bewohnbares Gebiet.
Teilweise unter der Höhe des Meeres gelegen, wurde es von Sturmfluten zerrissen und von den anschwellenden Flüssen überschwemmt. Erst nach dem harten Ringen zahlloser Geschlechterfolgen wird es ein bewohnbares Land, bis dann dem späten Nachfahren fruchtbare Äcker und gesunde Weiden einen auskömmlichen Unterhalt gewähren, bis das Meer seinen Reichtum willig dazu gibt und bis endlich das Wasser die Einwohner nicht mehr abtrennt, sondern durch Flüsse und Kanäle weit, rasch und leicht mit aller Welt verbindet.
Rom unterwirft sich das von Kelten und Germanen bewohnte Gebiet, es vernichtet die Gallier und schließt mit den Batavern ein Bündnis, die nun ihre Männer und Söhne als Soldaten in die römischen Heere entsenden. Ihre Reiterei erwirbt sich auf allen Schlachtfeldern hohen Ruhm. Die Bataver zeichnen sich auch in dem Rachefeldzug des Germanicus aus gegen die ihnen stammverwandten Germanen. Rom hat sie gerufen, nicht anders als fünfzehnhundert Jahre später die spanische Weltmacht deutsche Söldner, Stammverwandte aus dem Reiche, in ihren Truppenverbänden gegen die Niederlande entsendet.
Ein edler Bataver, mit römischem Namen Claudius Civilis geheißen, der fünfundzwanzig Jahre lang in römischen Diensten seine Erfahrungen sammelte, erhebt sich gegen das römische Reich, nachdem er durch sein Freiheitsfeuer und seine beredte Diplomatie ein gemeinsames Bündnis aller keltischen und germanischen Stämme des Landes geschaffen hat. Er unterliegt nach heroischem Kampfe.
Dann stürzt das Weströmische Reich. Am Ende der Völkerwanderungen ist auf die römische die Herrschaft der Franken gefolgt. Karl der Große vereinigt die Länder unter seiner kaiserlichen Krone nur kurze Zeit, denn nach ihm zerbricht die Einheit von neuem. Die Niederlande sind für fünf Jahrhunderte einem traurigen Feudalismus überlassen, bis endlich Burgund sie an sich reißt und alle wieder in einer Hand vereinigt. Mit der berühmten burgundischen Heirat gelangt das Land jetzt an Habsburg. Karl V. bindet die Niederlande an das neu erstandene Weltreich, Karl V., Deutscher Kaiser, König von Spanien, Sizilien und Jerusalem, Herzog von Mailand, Herrscher in Asien und Afrika der Herr über die halbe Wert, machte die Niederlande zu einer Provinz seiner Monarchie, er verband damit Spanien und die Niederlande, zwei Länder, die in allen wesentlichen Dingen Gegensätze waren.
In den eng besiedelten und dicht bebauten Niederlanden hatten sich hochkultivierte Land- und Viehwirtschaft und ergiebige Seefischerei, blühende Städte und reiche Gemeinden, rege Schiffahrt und lebhafte Industrie entwickelt. Aufstrebender Handel und Wandel, geistiges Leben, kulturelle Bedürfnisse und das Dasein bejahende Lebensfreude waren bei dem Volke zu Hause, das gern und fleißig arbeitete und leichten Verdienst fand. Mit ihren Schiffen vermittelten die Niederlande schon damals einen Teil des Weltverkehrs, die Bürger erwarben Reichtum und gaben ihn in königlichem Luxus wieder aus. Die Städte besaßen politischen Einfluß und schützten ihr Recht mit tüchtigen Soldaten und eigenen Kriegsschiffen. Und die aus Selbständigkeit, Selbstachtung und Unabhängigkeitsgefühl erwachsene Freiheitsliebe war ihre hervorstechendste Eigenschaft. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts besaß Europa kein Land, das reicher und glücklicher genannt werden konnte als jenes Dreieck zwischen Deutschland, Frankreich und der Nordsee.
Der erwähnte Aufstand des Claudius Civilis gegen eine übermächtige Weltmacht sollte sich fünfzehnhundert Jahre später mit merkwürdigen Parallelen wiederholen, als die neue Weltmacht die Niederlande unterdrücken wollte. Claudius Civilis – hatte wie auch der germanische Befreier Arminius – Roms überlegene gewaltige Kriegs- und Friedensmacht lange genug studiert, ehe er sein Schwert zog, und auch Wilhelm von Nassau, Prinz von Oranien, war am Habsburgischen Hofe in aller Praktik und Taktik, in allen Künsten und Ränken des landfremden stolzen Systems unterrichtet worden, ehe er dieser Macht den Kampf ansagte.
Einmal sank das Land zurück ins Chaos unbekannter Wirren, und der Führer verschwindet im Dunkel, das andere Mal fällt der Führer zwar vorzeitig, aber er hat sein Werk vollbracht, denn das Volk wird frei und erobert sich seine Welt. ......

Inhalt:
Einleitung
Das Dreieck an der Nordsee .. .. .. 7
I. In Kaisers Gnaden
      1. Der Herr der Welt ist müde .. .. .. 17
      2. Ein junger Deutscher in Niederland .. .. .. 31
      3. Kriegsdienst und junge Ehe .. .. .. 52
II. Junge Meisterschaft
      4. Mehr Bistümer – Mehr Unterdrückung .. .. .. 74
      5. Philipp findet seinen Gegenspieler .. .. .. 90
      6. Die Sächsische Heirat .. .. .. 113
      7. Hirten und Herde .. .. .. 128
      8. Der Adel spielt ein neues Stück .. .. .. 149
III. Der Emigrant
      9. Gegen Spanier und Bilderstürmer .. .. .. 170
      10. Flucht nach Deutschland vor der Reaktion .. .. .. 189
      11. Als Emigrant im alten Vaterlande .. .. .. 208
      12. Herzog Alba gegen Prinz Oranien .. .. .. 229
IV. Führer aus eigenem Recht
      13. Holland ist treu .. .. .. 247
      14. Die Bartholomäusnacht .. .. .. 261
      15. Führerwechsel und Meuterei .. .. .. 275
      16. Triumph in Brüssel .. .. .. 295
      17. Schachspiel mit Statthaltern .. .. .. 309
      18. Norden und Süden .. .. .. 322
V. Spanischer Meuchelmord
      19. Ächtung und Anjou .. .. .. 336
      20. Gott erbarme sich des armen Landes! .. .. .. 352

Mit 21 Abbildungen nach zeitgenössischen Stichen
Einband Kurt Tillessen

Gustav Kiepenheuer Verlag GmbH, Weimar
1. Auflage 1935 [1.-10. Tsd.]
2. Auflage 1950 [11.-15. Tsd.]
3. Auflage 1951 [16.-20. Tsd.]

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