07 April 2025

Alexandre Dumas: Die Kameliendame

Klappentext:
Der kurz nach seinem Erscheinen als Theaterstück berühmt gewordene Roman des jüngeren Dumas stellt mit erstaunlicher Kenntnis und fesselnder Wirklichkeitskunst die tragische Geschichte der Kokotte Marguerite Gautier dar, die an der bürgerlichen Moral zerbricht, als ihre selbstlose Liebe zu Armand Duval erwacht und sie ein neues Leben beginnen will. Sie geht zugrunde, nachdem sie das Schwerste, den Verzicht auf den Geliebten um seiner Zukunft willen und dessen Vorwurf der Untreue, auf sich genommen hat. Das ist mit allen feinen Nebenzügen, zart und ungemein sicher, mitfühlend, doch ohne Sentimentalität, als ein erlebter Sonderfall aus der Pariser Halbwelt dargestellt. Dadurch wirkt der kleine Roman auch heute noch ergreifend und echt, denn alles in ihm ist gestaltet, Kunst geworden.

Buchanfang:
Gestalten erschaffen kann meiner Meinung nach nur, wer die Menschen lange Zeit erforscht hat, wie ja auch niemand eine Sprache beherrscht, der sie nicht gründlich erlernt hat.
Ich selber habe freilich das Alter noch nicht erreicht, in dem man dichtet, und darum will ich mich begnügen, hier nur zu berichten. Das heißt, der Leser darf von der Wahrheit der Geschichte überzeugt sein, deren Personen mit Ausnahme der Heldin alle noch leben. Überdies gibt es in Paris für viele der Geschehnisse, die ich hier vorbringe, genügend Zeugen, die sie bestätigen können, wenn man mir etwa nicht glaubt. Den Bericht niederzuschreiben aber ermöglicht mir ein seltsamer Zufall, denn mir allein sind die besonderen Zusammenhänge mitgeteilt worden, ohne welche er weder vollständig sein würde noch Anteilnahme zu erregen vermöchte.
Die Sache kam folgendermaßen zu meiner Kenntnis. Am 12. März 1847 las ich in der Rue Laffitte auf einem großen gelben Maueranschlag die Anzeige einer Versteigerung von Möbeln und zahlreichen Luxusgegenständen, und zwar einer Versteigerung wegen Todesfall. Der Anschlag nannte den Verstorbenen nicht, der Verkauf aber sollte am Sechzehnten in der Rue d'Antin Nr. 9 von zwölf bis fünf Uhr vor sich gehen.
Ferner war unter anderem angegeben, daß man Wohnung und Möbel am Dreizehnten und am Vierzehnten besichtigen könne.
Ich war immer ein Liebhaber von Kunstdingen und nahm mir vor, diese Gelegenheit nicht zu versäumen und mir, sollte ich nichts kaufen, wenigstens etwas anzusehen. So begab ich mich des andern Tages in die Nr. 9 der Rue d'Antin.

Originaltitel: La Dame aux camélias (1848)
Aus dem Französischen übertragen und mit einem Nachwort von Walter Hoyer

Gesamtgestaltung: Dietmar Kunz

Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig
Reihe:
Sammlung Dieterich Bd. 218
1. Auflage 1959
2. Auflage 1959
3. Auflage 1962
4. Auflage 1968
5. Auflage 1986

weitere Ausgaben


Verlag Volk und Welt, Berlin
Reihe:
Roman-Zeitung Heft 189
1. Auflage 1965

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