Einbandtext:
Er ist kein schwarzes Schaf, der dunkelhaarige unternehmungslustige Arbeiterjunge Fritz Klatt. Gewissenhaft und eifrig erledigt er alle Aufträge, die ihm von den Genossen erteilt werden. Er ist immer dabei, wenn es darum geht, der Reaktion, die sich im Berlin des Jahres 1920 wieder fest etabliert hat, einen Schlag zu versetzen, denn er haßt die Reaktionäre aller Schattierungen.
Doch Unternehmungslust, Risikobereitschaft und Mut allein genügen nicht. Fritz macht den Genossen um Kurt Briese oft Sorgen durch seine Disziplinlosigkeiten.
Abenteuerlust und jugendliche Unbekümmertheit bringen ihn häufig in Situationen, die er nicht übersehen kann und die ihn und seine Genossen gefährden. Fritz Klatt muß viel Lehrgeld zahlen, ehe er erkennt, daß im Alleingang nichts zu erreichen ist.
Buchanfang:
Der Wind fauchte und bog die Bäume am Marktplatz. Kurt Briese schlug den Mantelkragen hoch und zog mit der linken Hand fröstelnd die Kragenecken zusammen. Mit der Rechten hielt er den Hut fest. Der böige Wind peitschte ihm Nieselregen ins Gesicht. Beim Einbiegen in die Wollankstraße traf ihn der Wind nur noch von hinten. Die Gaslaternen brannten schon; es wurde früh dunkel im Januar.
Kurt Briese ging langsamer. Er grübelte, ob er das, was er vorhatte, auch verantworten konnte. Forschend blickte er nach den Hausnummern, stand endlich vor dem Haus, das er suchte. Er stieg die Treppen hinauf. Im zweiten Stock beim Namensschild „W. Berger“ klingelte er. Eine junge, zierliche Frau öffnete. Fragend blickte sie ihn an. Als er ihren Mann zu sprechen verlangte, rief sie nach hinten: „Walter, Besuch.“ Sie bat Briese einzutreten. Walter Berger begrüßte den Gast zurückhaltend. Er kannte Briese nur flüchtig. Er wußte, daß Briese in der Pankower KPD eine aktive Rolle spielte. Berger führte den Besucher in die Stube.
Mit einem Blick erfaßte Briese das geräumige Zimmer, das mit Tisch und Stühlen, Betten, Kommode und Vertiko eingerichtet war. An der Wand über den Betten hing ein Bild mit spielenden Nymphen. Auf der Kommode stand eine Fotografie Walter Berger mit verwegenem Schnurrbärtchen als Unteroffizier einer Maschinengewehrkompanie. Er trug das schwarzweiße Band des EK II im Knopfloch. Der dreiundzwanzigjährige Schlosser war groß, hatte schwarzes, gewelltes Haar, ein schmucker Bursche, dem man alle möglichen Husarenstreiche und Abenteuer zutraute.
Briese musterte Berger, räusperte sich kurz und meinte, nachdem er sich vergewissert hatte, daß er mit Berger allein war: „Entschuldige, daß ich hier so 'reinschneie. Ich habe einen Auftrag und brauche deine Hilfe.“ Berger horchte mehr erwartungsvoll als erstaunt.
Umschlaggestaltung: Erhard Schreier
Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
Reihe: Erzählerreihe 212
1. Auflage 1976 [1.-135. Tsd.]
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