05 August 2025

Roger Martin du Gard: Die Thibaults – Die Geschichte einer Familie

Band I - Das graue Heft / Die Besserungsanstalt / Sommerliche Tage
Titel der französischen Originalausgabe:
LES THIBAULT – LE CAHIER GRIS / LE PÉNITENCIER / LA BELLE SAISON

Klappentext:
Roger Martin du Gard (1881-1958), als Sohn einer großbürgerlichen Familie in Neuilly-sur-Seine geboren, in Paris aufgewachsen, wo er an der Hochschule für Historiker und Archivare studierte, ist einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller dieses Jahrhunderts. Mit seinem Freund André Gide gehörte er zu den Initiatoren der einflußreichen. literarischen Zeitschrift „La Nouvelle Revue Française“ und des gleichnamigen Verlages. Er schrieb Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Essays, u.a.: Jean Barois (1913), Confidence africaine (1931, dt. „Das Geständnis“), Vieille France (1933, dt. „Die kleine Welt des Herrn Joigneau“). Als sein Meisterwerk gilt der achtteilige Romanzyklus Les Thibault (1922-1940, dt. „Die Thibaults“ VVW 1958-1960), für den er 1937 den Nobelpreis erhielt. In einer lebendigen Darstellung und mit psychologischem Einfühlungsvermögen gestaltet Martin du Gard hierin das Schicksal zweier französischer Familien zu Beginn dieses Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen die Brüder Antoine und Jacques Thibault, deren unterschiedliche Lebenswege die seelischen und geistigen Spannungen sowie die politischen Auseinandersetzungen jener Zeit widerspiegeln.
Ein Heft mit grauem Leinendeckel – damit fängt alles an. Jacques und seinem Freund Daniel de Fontanin dient es zum ungestörten Gedankenaustausch während des Unterrichts. Als ihr Lehrer, ein frommer Abbé, das Heft eines Tages entdeckt, stößt er darin auf Sätze, die ihn moralisch entrüsten.
Der alte Thibault ergreift daraufhin drakonische Maßnahmen: Er schickt seinen Sohn in eine Besserungsanstalt für „sittlich gefährdete“ Kinder. Von dort kommen dem jungen Arzt Antoine Thibault seltsame Dinge zu Ohren, so daß er sich trotz des väterlichen Verbots entschließt, den Bruder zu besuchen. Das Wiedersehen mit dem nun so gefügigen, geistig und seelisch aber gleichsam erstarrten Jungen veranlaßt ihn, Jacques in seine Obhut zu nehmen.
Jahre später sind Jacques' Erinnerungen an die quälenden Erlebnisse der Kindheit verblaßt; im warmen Schatten des alten Parks von Maisons-Laffitte verbringt er sommerlich unbeschwerte Tage, bevor er sein Studium aufnimmt – Tage mit Gisela, der Kindheitsgefährtin, und mit Jenny, die ihn in einen Taumel widerstreitender Gefühle stürzt. Doch immer stärker bedrängt ihn der Gedanke an die Zukunft, und eine unklare Sehnsucht nach den „Wundern des Aufbruchs“ läßt ihn eines Tages heimlich die Flucht ergreifen.

Band II - Die Sprechstunde / Sorellina / Der Tod des Vaters

Titel der französischen Originalausgabe:
LES THIBAULT –  LA CONSULTATION / LA SORELLINA / LA MORT DU PÈRE

Klappentext:
Antoine Thibault erlebt sommerlich heiße Tage in Paris – ganz andere Tage als sein Bruder Jacques, von anderen Begierden, anderen Sehnsüchten und Wünschen erfüllt. Aus der Zufallsbegegnung mit der rothaarigen Rahel ist eine Liebe entstanden, wie er sie bisher nicht gekannt hat. Eine eigenartige Frau, diese Rahel, von überschäumender Sinnenfreude und geradezu davon besessen, die Vergangenheit heraufzubeschwören. Eines Tages bleibt Antoine allein zurück – der Sommer ist vorbei.
Durch Zufall ist Antoine auf ein schmales Buch, die Novelle „La Sorellina“, gestoßen, die er mit ungläubigem Staunen liest. Die hier geschilderten Menschen tragen fremde Namen und leben in einem anderen Land, aber er kennt sie, ihm sind die Gestalten vertraut. Giuseppe und Humberto, die beiden Brüder, Annetta, die „kleine Schwester“ – für ihn heißen sie Jacques, Antoine und Gisela; Mrs. Powell und ihre Tochter Sybil, die „Ketzerinnen“ wer sollte das sein, wenn nicht Madame de Fontanin und Jenny, die der alte Thibault von jeher mit seinem Haß verfolgte? Ja, alles stimmt, und doch widerstrebt Antoine der Gedanke, daß Jacques, der Verfasser der Novelle, hin und her gerissen zwischen seiner Liebe zu Jenny und der Leidenschaft für Gisela, keine andere Möglichkeit blieb als die Flucht.
Herr Thibault wird nie erfahren, was den Sohn, den er seit drei Jahren tot glaubt, von zu Hause forttrieb. Er weiß nicht, daß er sich in der Schweiz einem Kreis junger Sozialisten und Pazifisten angeschlossen hat, noch nimmt er wahr, daß Jacques jetzt an seinem Sterbebett steht. In seinem qualvollen Todeskampf ist sich der Greis nur noch seiner Schmerzen bewußt, für die es keine Linderung gibt. Wieder einmal muß sich Antoine mit der Frage auseinandersetzen, die ihm nur das eigene Gewissen beantworten kann: Darf er als Arzt einen unheilbaren Kranken von seinem Leiden erlösen? Der Tod des tief im bürgerlichen Milieu und im katholischen Glauben verwurzelten Vaters befreit die Söhne von den Fesseln einer lastenden Vergangenheit, die sie nunmehr, jeder seiner Wesensart gemäß, endgültig abstreifen werden.

Band III – Sommer 1914 Teil 1 / Sommer 1914 Teil 2

Titel der französischen Originalausgabe:
LES THIBAULT – L'ÉTÉ 1914, I / L'ÉTÉ 1914, II

Klappentext:
Attentat in Sarajewo, Notenaustausch zwischen Österreich und Serbien, Großmächte um Lokalisierung des Konflikts bemüht, kein Grund zur Besorgnis... Die offiziellen Presseberichte sind in zuversichtlichem Ton gehalten, und die satten Bürger, denen die Sommerferien an der See wichtiger sind als die „lächerlichen Streitigkeiten“ auf dem Balkan, lassen sich allzugern beruhigen.
Auch Antoine Thibault verschließt die Augen vor der über Europa schwebenden Kriegsgefahr. Mit spöttischem Lächeln hört er dem Bruder zu, der im Auftrag der Genfer revolutionären Gruppe für ein paar Tage nach Paris gekommen ist, um mit den französischen Sozialisten Verbindung aufzunehmen. Solidarische Aktion der Arbeiter aller Länder, Generalstreik als wirksame Waffe gegen den Krieg – für Antoine sind das Hirngespinste von Wirrköpfen und Weltverbesserern.
Sein kurzer Abstecher nach Paris bringt Jacques noch eine Begegnung ganz anderer Art, die ihn in tiefe Unruhe versetzt: nach Jahren der Trennung steht er unvermutet der Frau gegenüber, die er niemals wiedersehen wollte – Jenny de Fontanin. Auf der Flucht vor ihr, vor der Liebe zu ihr, hatte Jacques seinen Platz und seine Aufgabe im Leben gefunden; er glaubte sich innerlich gefestigt, frei von allen privaten Bindungen. Nun ist für ihn die Vergangenheit mit einem Schlag wieder lebendig, und es drängt ihn, der jungen Frau rückhaltlos zu gestehen, was ihn damals von ihr forttrieb, ins Ungewisse. Der Wunsch, Jenny möge ihm verzeihen, ist stärker als alle Hemmungen und Bedenken. Schroff, fast mit Gewalt, erzwingt Jacques eine Aussprache, die endlich die Last der Einsamkeit von ihm nimmt.
Über der Bereitschaft zu lieben und der Gewißheit, geliebt zu werden, vergessen beide für kurze Zeit die Welt. Bald aber werden sie unerbittlich in die Wirklichkeit zurückgerufen: In einem Wirbel einander widersprechender Gerüchte und Nachrichten zieht das Unwetter herauf, das Europa mit Tod und Vernichtung bedrohen wird.

Band IV – Sommer 1914 Teil 3 / Epilog

Titel der französischen Originalausgabe:
LES THIBAULT – L'ÉTÉ 1914, III / EPILOGUE

Klappentext:
Eintönig rattern die Räder des Zuges. Für Jacques Thibault ist diese Fahrt von Genf nach Basel die erste Ruhepause, seit er sich entschloß, unter Einsatz seines Lebens das große Völkermorden verhindern zu helfen. Noch einmal ziehen die Erlebnisse der letzten Tage an ihm vorüber die Mobilmachung, die erschütternden Szenen, als er den einberufenen Bruder zum Bahnhof begleitete, der Abschied von Jenny, von dem nur er wußte, daß es eine Trennung für immer war, das Gespräch mit Meynestrel, dem Piloten, mit dem er seinen Plan, eine geheime Flugblattaktion. beriet.
Wieder und wieder malt Jacques sich aus, wie es sein wird: Das Flugzeug kreist über der Front. Meynestrel sitzt am Steuer. Jacques beugt sich vor, ergreift immer neue Stapel bedruckter Blätter, wirft sie hinunter. Überall in den französischen und in den deutschen Stellungen wird man das Manifest lesen, das die Soldaten zum Widerstand gegen den mörderischen Krieg aufruft. Ein sinnloses Unternehmen? Für Jacques Thibault, den einsamen Rebellen, ist es der einzige Weg, in dieser verworrenen Zeit sich selbst treu zu bleiben. Sein unbezähmbarer Wille, dem Gemetzel Einhalt zu gebieten, ist stärker als die Angst vor dem Tod.
Jacques bezahlt seine mutige Tat mit dem Leben. Antoine kämpft seit Monaten verzweifelt gegen eine tückische Gelbkreuzvergiftung. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes entschließt er sich kurzerhand, das Lazarett zu verlassen und nach Paris zurückzukehren: Insgeheim hofft er, dort mit Hilfe seines alten Lehrers, Professor Philip, eine wirksame Behandlungsmethode zu finden. Doch das Urteil, das er in den Augen Philips liest, ist unumstößlich.
Aus der instinktiven Furcht vor dem Ausgelöschtwerden erwächst in Antoine das Verlangen, wenigstens eine Spur seiner selbst zu hinterlassen. Die Krankengeschichte, in der er sachlich genau jedes Symptom des unaufhaltsam fortschreitenden Leidens registriert, soll zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen verhelfen. Sein Tagebuch aber, ein erschütterndes Dokument menschlichen Ringens, ist Jean-Paul gewidmet, dem Sohn seines Bruders, in dem sich die Energie der Thibaults eines Tages vielleicht zu wahrhaft schöpferischer Kraft entfaltet.

Autorisierte Übersetzung aus dem Französischen
Band I u. II:  von Eva Mertens
Band III u. Iv: von Frederick Lehner

Schutzumschlag: Lothar Reher
Einbandentwurf: Horst Hussel

Verlag Volk und Welt, Berlin
Reihe:
ex libris, Volk und Welt
2. Auflage 1979 (1. Auflage ex libris Volk und Welt)

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