Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
12 Mai 2020
Henryk Sienkiewicz: Briefe aus Amerika
War es die Liebe zu dem legendären Bühnenstar Helena Modrzejewska, wie die Warschauer Skandalgeschichte geflissentlich vermerkt, war es finanzielle Not, jugendliche Abenteuerlust oder gar die ernste Absicht, auszuwandern - was immer ihn bewogen haben mag: im Februar 1876 bricht der junge polnische Literat Henry Sienkiewicz zu einer Reise nach Amerika auf. Erleichtert kehrt er der provinziellen Enge im eigenen Land den Rücken, er zieht aus, die neue Welt mit ihren "unbegrenzten Möglichkeiten" zu erobern. Der Traum von einem Siedlerdasein allerdings zerrinnt, was bleibt, ist das große Abenteuer. Zwei Jahre lang durchstreift der Achtundzwanzigjährige die Staaten. Die Pacific Railroad trägt ihn aus dem Menschengewimmel des Broadway zu den Großen Seen; auf dem Rücken seines Mustangs reitet er durch die Prärie des wilden Westens; Cowboys, Trapper und Goldsucher kreuzen seinen Weg; er sitzt mit Indianerhäuptlingen am Lagerfeuer; macht Jagd auf Grislybären und Büffelherden und teilt schließlich in der Wildnis der kalifornischen Berge das rauhe Leben eines amerikanischen Robinson Crusoe. Von alledem berichtet er den Lesern in der Heimat in den "Briefen aus Amerika". Der kritische Blick des Publizisten und der poetische des Dichters, dem drei Jahrzehnte später der Nobelpreis für Literatur verliehen werden sollte, fängt jenes widersprüchliche Amerika ein, in dem prunkvolle Hotelpaläste und die Elendsviertel der Auswanderer so dicht beieinander liegen, in dem Tatkraft und Pioniergeist ebenso zu Hause sind wie "Uncle Lynch" und die schonungslose Ausrottung des "roten Mannes", jenes Land, in dem das Leben "Business" heißt.
Rütten & Loening Berlin, 3. Auflage 1980
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