12 Mai 2020

Reisebriefe deutscher Romantiker



Auch das kann reisenden Künstlern passieren: eine plötzlich aus dem Busch brechende Wildschweinfamilie zwingt den Studenten Eichendorff, auf einem Baum Zuflucht zu suchen; im Fichtelgebirge brechen sich Tieck und Wackenroder, von einem des Weges Unkundigen geführt, beinahe den Hals, und der durch Dänemark wandernde Adept der Malkunst Runge gerät mitten in ein Manöver der dänischen Truppen - ein Ereignis, das ihn weniger erschreckt als eine Tour in stundenlangem Dauerregen; selbst die so martialisch anzusehenden Räuber, denen Schinkel auf der Bildungsreise nach Italien begegnet, sind eher bedrohlich als romantisch. So setzt sich das Bild der Welt von vorgestern aus unzähligen Steinchen zu einem Mosaik zusammen, das erstaunlich viel Realität zu bieten hat - Wirklichkeit, erfahren von einer Generation, die weit mehr als andere zuvor unterwegs war, von Romantikern, denen die Reise zu immer wieder neu variiertem Motiv bewegender und anregender Kunstleistung wurde.

Rütten & Loening Berlin, 1. Auflage 1979

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wichtiger Hinweis

Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.