11 Mai 2020

Wilhelm Müller: Rom, Römer und Römerinnen



"Folge mir denn an einem heitern Markttage nach Rom in eine lebhafte Gegend, nach der Piazza Navona, laß uns miteinander durch die Reihen der Verkäufer wandern, in die Buden treten, handeln und kaufen. Nicht nur gut und wohlfeil muß die Ware sein, auch zierlich und sinnreich geordnet und geschmückt wollen wir sie sehen: die goldenen Orangen pyramidenförmig in bunten Körben aufgeschichtet und mit grünem Laub unterlegt; die dicken, glänzenden Würste in Girlanden gereiht; die eingesalzenen Fische symmetrisch und in abwechselndem Formenspiel in den Tonnen zusammengeschichtet. Aber die Verkäuferin weiß Dir auch eine ganze Rede über die Vortrefflichkeit ihrer Ware zu halten, trotz einem Priester. Laß Dich nur mit ihr ein."
Es ist die Poesie des Alltags, die den romantischen deutschen Dichter Wilhelm Müller am meisten fasziniert, als er im Jahre 1818 Italien bereist. Er findet sie nicht auf der großen Touristenstraße und Bildungstour zu den berühmten Kulturstätten des Imperium Romanum - wohl aber im "Leben und Weben" des "geringen" Volkes: in seiner Arbeit und seinen Festen, seinen Liedern und Spielen, Sitten und Gebräuchen.
Der Geist, in dem die zwanzig fiktiven Briefe an den fernen Freund geschrieben wurden, die Frische und Lebendigkeit der Schilderung machen das Buch noch für den Leser von heute zu einer reizvollen und aufschlußreichen Lektüre.

Rütten & Loening Berlin, 1. Auflage 1978

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