25 September 2020

Walter Matthias Diggelmann: Die Hinterlassenschaft


 "Literarischer Gartenzwerg", "Nestbeschmutzer", "literarischer Demagoge" - so attackieren die eigenen Landsleute den Züricher Schriftsteller W. M. Diggelmann. Die Berner Polizei versuchte einen Vortrag des Autors zu verbieten, ein Schweizer Verleger trat als Verleumder auf.
W. M. Diggelmann hatte mit seinem Roman "Die Hinterlassenschaft" ein Stück helvetischer Vergangenheit analysiert, langgehütete Tabus aufgedeckt. Er hatte sich auf die Suche nach der historischen Wahrheit begeben.
Erzählt wird die Geschichte eines Zwanzigjährigen, der aus einer Hinterlassenschaft erfährt, daß der Mann, den er für seinen Vater hielt, sein Großvater war. Weitere Dokumente des Nachlasses informieren ihn schließlich auch über das Schicksal seiner Mutter und seines deutschen, jüdischen Vaters. Beide wurden in einem KZ vergast, weil schweizerische Behörden ihnen Asyl auf neutralem Boden verwehrten. Diese Entdeckung ist der Wendepunkt im Leben des jungen David Boller: er will mehr über die Vergangenheit erfahren, er stellt Nachforschungen an. Während er die am Tod seiner Eltern Schuldigen sucht, wird David Zeuge eines Pogroms, dessen Hintergründe er aufdeckt. Zuletzt wird er selbst zum Opfer, gejagt von jenen, die vor zwanzig Jahren seine Eltern jagten und mordeten.
Auf neue Weise variiert Diggelmann in seinem Roman, der eine Mischform von Fiktion und dokumentarisch belegten Tatsachen darstellt, das Generationsproblem unserer Epoche. Angeklagt werden die Vertreter einer Generation, die "die Lebenslüge der Wahrheit vorziehen", und Walter Matthias Diggelmann weist ihnen nach, daß "die größere Schuld die kleinere nicht kleiner macht".

Walter Matthias Diggelmann, 1927 in Zürich geboren, verbrachte seine Jugendjahre u. a. in Italien und Deutschland. Seit 1945 lebt er wieder in der Schweiz. Dort arbeitete er in den verschiedensten Berufen: angefangen vom Bauhandlanger über eine Tätigkeit als Dramaturg bei Radio Zürich bis zu seiner journalistischen Arbeit, die er heute ausübt. 1960 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Geschichten um Abel". Sein Drama "Jeder findet seinen Brutus" wurde mit einem Preis des Zürcher Schauspielhauses ausgezeichnet. Sein 1962 entstandener Roman "Das Verhör des Harry Wind" erschien 1964 auch im Verlag Volk und Welt.

Verlag Volk und Welt Berlin, 2. Auflage 1967
Schutzumschlag: Thomas Schleusing, Gruppe 4
Vermerk des Autors: Dieser Roman ist ein erfundener Tatsachenbericht; Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt.

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