22 September 2020

Wolfgang Kellner: Der Rückfall


 Hand aufs Herz: Neidet nicht mancher von uns den Menschen der Zukunft ihr Mehr an Freizeit und Freiheit, ihr herrliches sorgenfreies Leben? Aber noch niemand hat je den Gedanken gewagt, daß die nach uns Kommenden bei allem Fortschritt (den wir ihnen gönnen wollen, haben wir doch daran mitgewirkt) auch uns einmal beneiden könnten. Und doch ist es so. Wolfgang Kellner hat die Frage untersucht, und gleich so gründlich, daß eine Geschichte daraus geworden ist.

Leo Lex, Mitarbeiter des Komitees zur Klärung schwieriger Fälle, beginnt zu zweifeln. Ist es richtig, wenn der Dienstverantwortliche ihn und seinen Freund Henry mit einem Tag Isolierung bei Wasser und Brot bestraft? Nur, weil Henry unbefugt Leos Dienstinformator betätigt hat, um zu Ernst Bitter vorzudringen, jenem merkwürdigen Menschen aus Saftlburg? Dabei wäre es doch so wichtig gewesen, zu erfahren, warum sich Bitter ein Auto mit Hirschgeweih und Dackelbeinen angeschafft hat. Leo Lex, der Klärer, hätte ihn eigentlich danach fragen müssen, aber gerade das darf er nicht, denn niemand hat das Recht, einen anderen über persönliche Dinge zu befragen. Es ist eben ein Problem, würde Freund Henry sagen und eins seiner gefürchteten Grundsatzreferate loslassen, die bei Menschen Konzentrationsschwäche und bei Pflanzen sogar Schrumpfungsprozesse verursachen.

Doch zurück zur Hauptfrage. Worum beneiden uns die Künftigen eigentlich? Das wird nicht verraten. Wer selber liest, hat mehr davon.

Verlag Das Neue Berlin, 3. Auflage 1979
Schutzumschlag: Hans Tieha

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