30 Oktober 2020

Johann Gottwerth Müller: Siegfried von Lindenberg – Komischer Roman


 „Es war einmal ein Edelmann im Pommerlande, der so viel Ahnen hatte als Tage im Monate, und ein Schloss, und ein paar Hufe Landes umher, und ein Dorf, wo Bauren drin wohnten, und etliche hundert Bäume, die er seinen Forst nannte, und sechs oder sieben räudige Köter, die hieß er seine Kuppel, und wer ihm die schief ansah, der griff ihm an die Seele.“ So umreißt Johann Gottwerth Müller (1743 – 1828) bereits im ersten Satz seines „Siegfried von Lindenberg“ (1779) die deutsche politische Szenerie seiner Gegenwart und schlägt sein Thema an: die deutsche Kleinstaaterei, das Duodezsystem und seine Repräsentanten. Er legte mit seinem Werk einen originären deutschen satirischen Roman vor, der an Realitätsfülle, an Drastik in den Details, an sprachlicher Gestaltung und ironisch-kritischer Zielstellung alles überbot, was den deutschen Autoren aufklärerisch-komischer Prosa bisher in die Feder geflossen war, so dass es auch heute noch Vergnügen bereitet, den größenwahnsinnigen pommerschen Krautjunker und seine Einfälle zu belachen.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 2. Auflage, 1984 (1. Auflage 1976)
Bibliothek des 18. Jahrhunderts
Mit Kupferstichen von Daniel Chodowiecki.

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