11 November 2020

Karlheinz Barck (Hg.): Surrealismus in Paris, 1919 - 1939 - Ein Lesebuch


 Absicht ist, im Rahmen des in einem Taschenbuch-Band der RUB-Reihe maximal Möglichen die surrealistische Epoche der französischen Kultur in ihrer Vielfalt und als eine alle Künste erfassende Bewegung zwischen 1919 und etwa 1939 vorzustellen. Diese geschichtliche Grenze wurde nur durch die Aufnahme von Bretons "Ode an Charles Fourier" aus dem Jahre 1945 überschritten, weil dieser Text, aus der Erfahrung von Faschismus und Krieg entstanden, wesentliche Motive der Fortwirkung des Surrealismus verdeutlicht. Mit der Gliederung der poetischen Texte und Gedichte folgt die Auswahl einem von den Surrealisten selbst in ihrer ersten Zeitschrift, der "Révolution Surréaliste", verwendeten Einteilungsprinzip. Für die Surrealisten hatte das traditionelle Schema der Klassifikation der Gattungen jede Bedeutung verloren.

Mit der Komposition von Text und Bild innerhalb einzelner Rubriken, die beispielhaft die ursprüngliche Präsentation surrealistischer Texte in den Zeitschriften andeutet, soll dem Leser eine Vorstellung von der assoziativen Rezeptionsvorgabe surrealistischer Texte vermittelt werden.

Die meisten Texte dieser Auswahl, vor allem der poetischen, erscheinen zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Dafür ist den Nachdichtern und Übersetzern zu danken, die sich hier als ein surrealistisches Kollektiv versammelt finden. Im Sinne Lautréamonts, dass die Poesie von allen gemacht werden muss, nicht von einem!

Jede Auswahl hat Lücken. So fehlt hier vor allem der surrealistische Beitrag zu einem neuen Theater.

Es bliebe einer kulturgeschichtlichen Bilanz des 20. Jahrhunderts vorbehalten, die internationale Ausstrahlung des Surrealismus von seinem Epizentrum Paris aus zu dokumentieren. Die Existenz surrealistischer Gruppen in Belgien, Chile, Mexiko, auf Martinique, in Japan, in Jugoslawien, der Tschechoslowakei, in Rumänien, in Portugal, Spanien und in den USA weist den Surrealismus als die letzte internationale Bewegung historischer Avantgarden in unserem Jahrhundert aus.

Ich danke Wolfgang Klein, Manfred Naumann und Irene Selle für ihre kritische Lektüre des Manuskripts und Nicole Boulestreau (Le Pecq), Sepp Gumbrecht (Witten-Heven), Dominique Lecoq (Paris), Jean-Philippe Mathieu (Paris), Claude Prévost (Poitiers), Sylvia und Bernard Umbrecht (Paris) für die Beschaffung schwer zugänglicher Texte und Bildvorlagen.

Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1985
Reclams Universal-Bibliothek Band 1078, 1. Auflage, 1985
Herausgegeben und mit einem Essay von Karlheinz Barck

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